Vorerst erneuerten die Währungshüter jedoch ihr Bekenntnis, dass sie die monatliche Dosis der Geldspritzen in Höhe von 120 Milliarden Dollar solange verabreichen wollen, bis erhebliche Fortschritte bei Preisstabilität und Beschäftigung erreicht sind. Laut Powell ist die Fed noch lange nicht am Ziel: "Aber wir machen gute Fortschritte."
Die Währungshüter sehen sich inmitten des aufkommenden Booms mit rasant steigenden Verbraucherpreisen konfrontiert, während der Arbeitsmarkt noch immer weit von seinem hohen Vorkrisenniveau entfernt ist. Angesichts der längst nicht ausgestandenen Krise beließ die Fed den Leitzins in der Spanne von null bis 0,25 Prozent. Allerdings signalisierten die Währungshüter erstmals seit Ausbruch der Pandemie, dass es 2023 eine Erhöhung geben könnte. Bislang hatten sie im Mittel eine Zinswende erst ein Jahr später angepeilt.
"Dies deutet darauf hin, dass die Fed unter dem Eindruck steigender Preisrisiken ihren Zeitplan zur Politiknormalisierung beschleunigt", so die Einschätzung von Bernd Weidensteiner von der Commerzbank. "Die Fed ändert den Tonfall markant. Die Märkte werden auf eine straffere Geldpolitik vorbereitet", meinte auch Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank. An den Terminmärkten wird nun schon für Februar 2023 mit der Zinswende gerechnet. Die Signale für eine vorzeitige Straffung der Geldpolitik schickten den Gold-Preis auf Talfahrt. Die US-Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 verbuchten Verluste. Der Dollar erhielt hingegen Rückenwind.
"TAGE DES WEITER-SO SIND GEZÄHLT"
"Bei anhaltender Konjunkturerholung bleiben die Tage des geldpolitischen Weiter-so gezählt", so Chefökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. Über eine Kaufdrosselung dürfte die Fed seiner Meinung nach bereits auf ihrer Sitzung im Juli diskutieren. Konkrete Signale für ein Zurückfahren der Käufe erwarten viele Beobachter allerdings erst für die große Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole, die Ende August wieder als Präsenzveranstaltung angeboten wird. Sollte sich der Aufschwung festigen, könnte Powell in Wyoming einen Fingerzeig geben, wann der Ausstieg konkret eingeleitet wird. Dies werde erst Anfang 2022 der Fall sein, wobei den Finanzmärkten eine Vorwarnzeit von "mindestens einem Quartal" eingeräumt werde, meint Ökonom Brian Nick vom Investmentmanager Nuveen.
Powell ließ sich auf der Pressekonferenz jedoch kein Wort zur zeitlichen Planung des Ausstiegs entlocken: Er betonte lediglich, die Fed werde "geordnet, methodisch und transparent" vorgehen. Trotz des bereits kräftigen Aufschwungs nach der Krise blieb die Aufholjagd am Jobmarkt nach den massiven Stellenverlusten vom vorigen Frühjahr zuletzt hinter den hoch gesteckten Erwartungen zurück. Der Fed-Chef erwartet jedoch, dass sich der Arbeitsmarkt in ein bis zwei Jahren wieder "sehr stark" präsentiert.
Sorge dürfte der Fed hingegen bereiten, dass die Verbraucherpreise (CPI) zuletzt kräftig anzogen: Sie kletterten um 5,0 Prozent und damit so stark wie seit rund 13 Jahren nicht mehr.. Die Notenbank sieht den Preisanstieg als vorübergehendes Phänomen: In ihrer Prognose gehen die Währungshüter davon aus, dass die Inflationskennziffer für die persönlichen Verbraucherausgaben (PCE) 2022 in der von der Fed besonders beachteten Kernrate auf 2,1 Prozent zurückgehen wird - nach 3,0 Prozent im laufenden Jahr. Zugleich erwarten sie, dass auf die Krise ein kräftiger Boom folgt: Für 2021 veranschlagen sie ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 7,0 Prozent. 2022 sollen immerhin 3,3 Prozent herausspringen.
rtr