Nicht erst 2038, sondern schon 2030 soll Schluss sein, um die EU-Klimaziele zu erfüllen. Damit wächst auch der Druck auf RWE, eine schnellere Lösung für dieses Geschäft herbeizuführen. Der Versorger hat in der Vergangenheit seine Erzeugungskapazitäten bei erneuerbaren Energien schon massiv ausgebaut. Er zählt aber immer noch zu einem der größten Produzenten von Strom aus Braunkohle und ist einer der größten Emittenten von Treibhausgas in Europa. Der auch aktivistisch auftretende Investor Enkraft meint zu Recht, dass das nicht mehr zusammenpasst, und hatte schon vor der Bundestagswahl Schritte für eine Abtrennung des Bereichs gefordert.
Mit der verschärften Forderung aus der Politik könnten sich für RWE nun einige Optionen ergeben, die auch vorteilhaft für die Anteilseigner sein könnten. Schon heute fließen 90 Prozent der Investitionen des Konzerns in den Ausbau erneuerbarer Erzeugungskapazitäten. Und der Blick in die Geschäftszahlen zeigt, dass der Konzern bei der Braunkohleverstromung nicht wirklich Geld verdient. Das Geschäft dient vor allem zur Aufrechterhaltung der Grundversorgung, wenn etwa der Strom aus erneuerbaren Energien nicht ausreichend vorhanden ist. Damit ist das eher eine öffentliche Aufgabe. Entsprechend sinnvoll könnte es sein, wenn Bund und Länder die Kontrolle über die Aktivitäten ganz übernehmen. Sie könnten Versorgung, Ausstieg und Renaturierung voll kontrollieren. So eine Art Stiftungslösung, wie es sie etwa bei der Ruhrkohle AG gibt, wurde schon einmal vor Jahren angeregt. Für die Aktie von RWE wäre es vorteilhaft. Der Braunkohlemalus fiele weg. RWE müsste dann so bewertet werden wie vergleichbare Unternehmen, was laut Enkraft ein Aufwertungspotenzial von mindestens 50 Prozent ermöglicht.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.