Wo Hornbach draufsteht ist auch Hornbach drin, keine Frage. Dennoch sollten man gerade als Anleger aufpassen, denn es gibt zwei Hornbach-Aktien: Die Papiere der Hornbach Holding (WKN 608343) sowie von Hornbach Baumarkt (WKN 608440). Beide Titel sind im SDAX gelistet und weisen einen recht ähnlichen Kursverlauf auf. Wenig überraschend, denn die Hornbach Holding ist die Dachgesellschaft, unter der die Aktivitäten der Hornbach Baumarkt AG, Hornbach Immobilien AG und Hornbach Baustoff Union zusammengefasst sind. Rund 94 Prozent der Konzernerlöse bei der Holding werden mit Hornbach Baumarkt erzielt.

Ganz klarer Schwerpunkt der Aktivität ist somit das Baumarktgeschäft. Mit inzwischen über 140 Standorten in neun Ländern und einem Umsatz von rund drei Mrd. Euro betreibt das Unternehmen aus Neustadt an der Weinstraße die fünftgrößte Baumarktkette in Europa. Mit Erfolg, wie die erst vor wenigen Tagen vorgelegten Zahlen zum dritten Quartal zeigen. Die Umsätze im Zeitraum vom 1. September bis 30. November mussten sich mit anspruchsvollen Steigerungsraten des Vorjahresquartals messen. Unter schwierigeren Rahmenbedingungen als im vergangenen Jahr steigerte die Gruppe ihre Umsätze um 2,9 Prozent auf 876 Mio. Euro.

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Es gibt immer was zu tun

Wesentlicher Treiber für die gute Entwicklung war Hornbach Baumarkt. Der größte operative Teilkonzern ist auch für Anleger interessanter, nicht nur was die Zahlen betrifft. Hornbach Baumarkt steigerte die Erlöse im dritten Semester stärker als die Gruppe um 3,4 Prozent auf 815 Mio. Euro. Flächen- sowie währungskursbereinigt legte der Konzernumsatz im abgelaufenen Vierteljahr um ein Prozent zu, wobei die Märkte in Deutschland um 1,4 Prozent und die internationalen im übrigen Europa um 0,6 Prozent stiegen.

Auf Basis von neun Monaten verzeichneten die Umsätze flächenbereinigt in Deutschland einen Zuwachs von 6,5 Prozent. Erneut übertrafen damit die Bau- und Gartenmärkte den auf Basis der monatlichen BHB-Umfrage ermittelten Branchendurchschnitt im Vergleichszeitraum März bis November 2014. Die Ebit-Marge liegt nach neun Monaten mit 5,3 Prozent leicht über dem Vorjahresniveau, dass Nettoergebnis mit 91,7 Mio. Euro sogar recht deutlich. Für das Gesamtjahr erwartet das Management Erlöszuwächse im mittleren einstelligen Bereich und steigende Erträge.

Wachstumsfantasie eröffnet sich im Inland durch Expansion. Bis Ende November wurden fünf von sechs neuen Filialen der ehemaligen Praktiker / Max Bahr-Gruppe neu eröffnet. In den kommenden Jahren wird eine Ausweitung des internationalen Filialnetzwerks angestrebt, besonders die Märke in der Schweiz, Niederlande und Rumänien rücken ins Visier. Flankiert wird das Wachstum im Ausland durch Hornbach Webshops. Zudem testet der Konzern den Erfolg kleinerer Filialen. Während das Potenzial für große Baumärkte im Inland mit einer durchschnittlichen Verkaufsfläche von rund 11.600 m² ausgeschöpft scheint, können sich kleinere Standorte mit einer Größe von 800 m² ("Hornbach-Compact") als zusätzlicher Wachstumspfeiler in bestimmten Einzugsgebieten erweisen. Nicht zu unterschätzen sind zudem die erheblichen stillen Rücklagen des Konzerns aufgrund der Immobilienstrategie. Ende 2013/14 besaß Hornbach rund 56 Prozent der gesamten Verkaufsfläche.

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Starke Kennzahlen mit Zusatzchance

Entsprechend attraktiv sind die wichtigsten Kennzahlen einzuordnen. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis liegt bei 0,3, während das Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,4 zu den attraktivsten auf dem deutschen Kurszettel zählt. Auch das KGV kann sich sehen lassen. Warburg-Analyst Thilo Kleibauer bewertet die Aktie auf Basis der Schätzungen für 2014/15 mit einem Faktor von 13,4. Dies entspricht einem Bewertungsabschlag von rund 25 Prozent auf die Peer Group.

Als zusätzliches Bonbon können Anleger auf positive Effekte aus einer möglichen Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) profitieren. Derzeit ist die Trennung in Vorzugsaktien der Holding und Stammaktien der Baumarkt-Tochter recht komplex, um die Vormachtstellung der Eignerfamilie zu wahren. Die Holding soll nun angeblich in eine neue Gesellschafterstruktur in Form einer KGaA überführt werden. Nach der Umwandlung der AG in eine KGaA könnten alle Kommanditaktien an die Börse gebracht werden. Bereits jetzt nutzen einige große Familiengesellschaften eine KGaA-Struktur - im DAX trifft dies auf Merck und Henkel zu. Offen ist derzeit noch, wie die Baumarkt AG in den Konzern geholt werden kann. Neben einem Übernahmeangebot wäre auch ein Gewinnabführungsvertrag oder eine Fusion denkbar. Bei der Eingliederung dürften beträchtliche Reserven gehoben werden - zur Freude der Aktionäre.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar".

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