Sie setzten damit ihre Erholung fort, nachdem sie in der zweiten Juli-Hälfte nach ihrer Rally unter Gewinnmitnahmen gelitten hatten. Im bisherigen Jahresverlauf müssen sie sich mit einem Plus von mehr als 63 Prozent nur den Aktien des Versorgers RWE geschlagen geben, die bislang um mehr als 65 Prozent zugelegt haben.
Nachdem Hauptaktionär Etihad erklärt habe, keine weitere finanzielle Unterstützung zur Verfügung zu stellen, sei man "zu dem Ergebnis gekommen, dass für die Air Berlin PLC keine positive Fortbestehensprognose mehr besteht", hieß es in einer Pflichtmitteilung von Air Berlin an die Börse. Nach einer gut einstündigen Handelsaussetzung kehrten die Papiere am Nachmittag zeitweise mit einem Kurseinbruch um fast die Hälfte in den Handel zurück. Allerdings werden die Papiere schon länger im Cent-Bereich gehandelt. Trotz der zuletzt bekannt gewordenen finanziellen Probleme von Air Berlin überrasche die Ankündigung, erklärte Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank.
Unterdessen verhandelt die Gesellschaft mit der Lufthansa und weiteren Partnern über die Übernahme von Betriebsteilen. Die Verhandlungen seien bereits "weit fortgeschritten", hieß es von Seite der Air Berlin, sie liefen "erfolgversprechend" und könnten "zeitnah" abgeschlossen werden. Auch die Lufthansa erklärte, die Verhandlungen "zu einem schnellen und positiven Ergebnis" führen zu wollen.
Die Lufthansa-Billigflugtochter Eurowings hat bereits seit dem Frühjahr mindestens 30 Maschinen samt Personal von Air Berlin in ihren Flugbetrieb integriert. Den eigenen Flugbetrieb will Air Berlin mit einem Übergangskredit durch die Bundesregierung vorerst aufrecht halten.
Vorstellbar ist Analyst Schlamp zufolge nun, dass die Lufthansa die Leasing-Verträge von Air Berlin übernimmt, die hinter dem abgeschlossenen Wet-Lease-Deal stehen. Möglicherweise könnte die Lufthansa auch weitere Teile übernehmen, wenngleich es dabei wettbewerbsrechtliche Aspekte zu bedenken gebe, schrieb er. Unterdessen teilte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) mit, er sehe keine kartellrechtlichen Probleme, da es nicht um eine Komplettübernahme gehe.
Allerdings, so erwartet DZ-Experte Schlamp, dürften noch andere Fluggesellschaften an den Verhandlungen teilnehmen. Er sieht die Lufthansa jedoch in einer guten Verhandlungsposition und rechnet mit schnellen Resultaten. Insgesamt dürfte Deutschlands größte Fluggesellschaft von der Branchenkonsolidierung profitieren./mis/tih/ck/fbr