Die wachsende Reiselust nach der Corona-Krise sorgt für klingende Kassen bei TUI. Der Chef des Touristikkonzerns ist angesichts einer "starken Buchungsentwicklung" optimistisch, den bereinigten operativen Gewinn in diesem Jahr wie geplant "signifikant" zu steigern. An der Börse sorgen die guten Quartalszahlen und der Ausblick dennoch nicht für Jubelstürme.
Der Reisekonzern TUI hat im abgelaufenen Quartal ein besseres Ergebnis erzielt und verzeichnet hohe Buchungseingänge für den Sommer. Von Januar bis März stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum, der noch von der Corona-Pandemie gedämpft war, um 48 Prozent auf 3,15 Milliarden Euro.
Der saisontypische operative Verlust vor Sondereffekten – das bereinigte EBIT – verringerte sich um gut ein Viertel auf rund 242 Millionen Euro. Der auf die Aktionäre entfallende Nettoverlust vergrößerte sich dennoch um knapp neun Prozent auf 364 Millionen Euro.
Möglicherweise sorgt diese Zahl für die enttäuschende Kursentwicklung der TUI-Aktie. Bis zum Nachmittag verliert das Papier im Xetra-Handel zeitweilig über vier Prozent auf 6,15 Euro.
Im April hatte TUI mithilfe einer vierten Kapitalerhöhung die letzten Staatshilfen an den WSF zurückgezahlt. Von den Hilfsgeldern aus der Pandemie hat der Konzern nur noch eine Kreditlinie von 1,1 Milliarden Euro bei der KfW behalten, diese aber derzeit nicht genutzt. Rechnet man diese Maßnahmen ein, sank die Nettoverschuldung zuletzt auf 3,1 Milliarden Euro. Der Konzern verspricht sich davon eine deutlich geringere Belastung durch Zinsen.
TUI-Aktie kommt noch nicht in Schwung
Dem Kurs der TUI-Aktie haben diese Schritte jedoch bislang nicht geholfen. Finanzvorstand Mathias Kiep zeigte sich damit ausdrücklich "nicht zufrieden". Schließlich hätten die Investoren bei der Kapitalerhöhung 1,8 Milliarden Euro an frischem Geld in das Unternehmen gesteckt und erwarteten nun, dass sich dieses Geld verzinse.
Stattdessen sackte der Kurs der TUI-Aktie in den Wochen nach dem Start der Kapitalerhöhung so weit ab, dass der gesamte Konzern an der Börse mit 3,2 Milliarden Euro trotz der jüngsten Milliardenspritze ähnlich viel oder wenig wert ist wie vorher.
"Es wird ein starker Sommer und ein gutes Geschäftsjahr 2023 mit einem signifikant höheren positiven Ergebnis", erklärte TUI-Chef Sebastian Ebel. In den vergangenen sechs Wochen seien die Buchungen höher gewesen als im gleichen Zeitraum 2019. Nachdem die staatlichen Corona-Finanzhilfen getilgt sind, will der weltweit größte Reisekonzern "zu alter Stärke und profitablem Wachstum zurückkehren".
Der Konzern sammelte für den Sommer bisher 8,3 Millionen Buchungen. Dies seien 13 Prozent mehr als im Vorjahr und fast so viele wie im Vor-Corona-Jahr 2019. Dabei geben die Menschen mehr für ihren Urlaub aus: Derzeit liege der durchschnittliche Preis der verkauften Reisen fünf Prozent höher als im Vorjahr und 26 Prozent höher als im Sommer 2019.
Am stärksten verbesserte sich zuletzt das Geschäft mit Kreuzfahrten, bei dem sich der Erlös mehr als verdreifachte auf 142 Millionen Euro. TUI Cruises gehört je zur Hälfte dem TUI-Konzern sowie und dem US-Kreuzfahrt-Riesen Royal Caribbean und ist mit den Marken "Mein Schiff" und "Hapag-Lloyd Cruises" unterwegs.
Ob der Sommer insgesamt letztlich etwas schwächer oder etwas besser ausfällt als damals, wollte Ebel bei der Vorlage der Quartalszahlen am Mittwoch aber nicht vorhersagen. Auch eine genauere Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr wagte er nicht.
BÖRSE ONLINE rechnet nicht mit einer schnellen, nachhaltigen Kurserholung der TUI-Aktie. Lediglich sehr risikobewusste Anleger wagen sich auf dem gedrückten Niveau mit ersten vorsichtigen Käufen an den Wert heran. Alle anderen warten besser noch ab, bis der Wert mit dem Überwinden der 7-Euro-Marke, besser noch des GD50 auch ein charttechnisches Signal gibt.
(Mit Material von dpa-AFX)