Die Schäden durch die Flutkatastrophe im Juli hierzulande bezifferte der Versorger auf 35 Millionen Euro. Auf See blies der Wind nicht so stark wie zuletzt. "Wir müssen uns auf veränderte Wetterbedingungen einstellen", sagte Vorstandschef Markus Krebber am Mittwoch.

Im ersten Halbjahr schrumpfte der Betriebsgewinn (bereinigtes Ebitda) des Konzerns um vier Prozent auf 1,75 Milliarden Euro. Die Sparte Onshore Wind/Solar fuhr beim bereinigten Ebitda einen Verlust von 42 Millionen Euro ein. Im Februar war in Texas wegen der eisigen Temperaturen die Erzeugung durch die Windräder des Konzerns eingebrochen. Um seinen Lieferverpflichtungen nachzukommen, hatte RWE kurzfristig Strom zu hohen Preisen zukaufen müssen. Aber auch auf See lief es nicht rund: Der Bereich Offshore Wind/Solar erzielte ein Ergebnis von 459 Millionen - ein Rückgang um 126 Millionen Euro.

So war es vor allem der Handelssparte zu verdanken, dass die Zahlen nicht schlechter ausfielen. Sie konnte ihr operatives Ergebnis um 63 Prozent auf 525 Millionen Euro nach oben schrauben. RWE hatte deswegen Ende Juli die Prognose für das Geschäftsjahr erhöht. So erwartet der Versorger auf Konzernebene ein bereinigtes Ebitda von 3,0 bis 3,4 Milliarden Euro. Auch der Energiehandel wird allerdings stark vom Wetter beeinflusst und schwankt mal in die eine und dann in die andere Richtung.

"Neben den Kampf gegen den Klimawandel müssen wir uns auch damit beschäftigen, dass jetzt diese Wettereffekte häufiger vorkommen", sagte Krebber. Es stelle sich die Frage, ob etwa der Schutz gegen diese häufiger vorkommenden Wetterphänomene verstärkt werden muss. Dabei gehe es zum einen um den Schutz der Anlagen. Mit Blick auf Texas fügte er hinzu, dass man keine Lieferzusagen machen sollte, die bei schlechten Wetter nicht erfüllt werden könnten.

Der früher stark auf Atom und Kohle setzende Versorger hat sich zu einem der größten Ökostromproduzenten in Europa gewandelt. Krebber, der Ende April die Führung des Essener Konzerns übernommen hat, will das Geschäft auch international mit Milliardensummen ausbauen. Die Projekte sind heiß begehrt und die Preise ziehen an.

RWE-CHEF SIEHT DERZEIT KEINE ÜBERNAHMEGEFAHR


In das Ökostromgeschäft stoßen inzwischen auch zahlungskräftige Ölkonzerne wie Total und BP. Sie haben sich große Ausbauziele gesetzt. Dies hat Spekulationen genährt, sie könnten durch Übernahmen schneller vorankommen. Krebber gab sich hier gelassen, er sieht RWE derzeit nicht als Übernahmeziel. "Ob in den nächsten Jahren was passiert? Ich glaube nicht." Der Markt wachse rasant. "Im Grunde genommen ist jeder Spieler darauf fokussiert, dass er seinen Teil des Kuchens abbekommt. Und große Transaktionen finden üblicherweise ja eher in konsolidierenden Industrien statt. Also, vielleicht erleben wird das. Aber sicher nicht in den nächsten Jahren."

Der Energieexperte der Fondsgesellschaft Union Investment, Thomas Deser, sieht dies nur zum Teil ähnlich. "RWE ist in der aktuellen Aufstellung kein Target", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Vor der Bundestagswahl sei nichts zu erwarten, weil die Politik bei RWE wie auch in der Branche eine große Rolle spiele. Die internationale Ökostrom-Projektpipeline sei der interessanteste Teil. "Big Oil könnte den Renewables-Teil stemmen. Ein Käufer könnte auch Teile der internationalen Renewables-Pipeline - je nach geographischen Präferenzen gegebenenfalls weiterverkaufen."

rtr