Geht alles glatt, ist es im Sommer so weit. Dann könnte das von Redhill Biopharma entwickelte Medikament Opaganib bei Patienten zum Einsatz kommen, die infolge einer Covid-19-Infektion an einer Lungenentzündung leiden. Erste Zwischenergebnisse einer laufenden klinischen Studie zeigten, dass die Patienten zwei Wochen nach Therapiebeginn eine deutlich verbesserte Aufnahme der Raumluft zeigten. Ehe der Zulassungsantrag eingereicht wird, steht im zweiten Quartal noch eine globale Studie an.
"Anders als zugelassene Medikamente setzt Opaganib nicht bei den Viren an, sondern verhindert wie eine Art Türsteher auf den Oberflächen der menschlichen Zellen die Vermehrung der Viren", erläutert Dror Ben-Asher, der Vorstandschef des in Tel Aviv, Israel, und Raleigh, USA, ansässigen und an der Nasdaq gelisteten Unternehmens. "Außerdem wirkt die Substanz antiviral und antithrombotisch, was ein Vorteil bei Covid-19 ist, wo Thrombosen vermehrt auftreten. Darüber hinaus wird Opaganib als Tablette und nicht intravenös verabreicht."
Mit Upamostat, dessen klinische Resultate im zweiten Halbjahr erwartet werden, hat Redhill einen zweiten Kandidaten gegen Covid-19-Infektionen in der Hinterhand. Magen-Darm-Infektionen sind der eigentliche Schwerpunkt von Redhill. Drei Medikamente hat die Firma in den letzten zwei Jahren auf den Markt gebracht. Zwei davon, Movantik zur Behandlung von durch Opioideinnahme bedingte Verstopfung und Aemcolo gegen Reisedurchfall, wurden einlizenziert. Talicia gegen Mageninfektionen mit dem Helicobacter-pylori-Bakterium bei Erwachsenen, eine der Hauptursachen von Magenkrebs, hat Redhill selbst entwickelt. Das im dritten Quartal 2020 zugelassene Mittel ist in den USA als Erstlinientherapie zugelassen, also als bevorzugte erste Therapieoption.
Top-Umsätze in Sicht
Insgesamt sechs Produkte befinden sich in der klinischen Entwicklung. Bei RHB-104 gegen die Autoimmunerkrankung Morbus Crohn wurde eine Phase 3 Studie erfolgreich abgeschlossen und eine weitere, zulassungsrelevante Studie ist in Vorbereitung. Ebenfalls in der klinischen Endphase ist RHB-204 zur Behandlung bei NTM-Lungeninfektion. In den USA hat Redhill hier den Vorzugsstatus im Zulassungsverfahren. Branchenexperten räumen dem Mittel, das 2022 die entscheidenden Resultate liefern wird, jährliche Spitzenumsätze von bis zu 500 Millionen US-Dollar ein.
2021 will das Unternehmen beim operativen Ergebnis schwarze Zahlen schaffen. Beim Umsatz erwarten die Konsensschätzungen eine Verdoppelung gegenüber 2020 auf 142 Millionen Euro, bis 2024 eine weitere Verdreifachung. Mögliche Einnahmen mit Opaganib und Upamostat sind noch nicht enthalten. Demgegenüber steht ein Börsenwert von 341 Millionen Euro. Schafft Redhill den Umsatzschub, steht der Aktie eine deutlich höhere Bewertung zu.