RWE-Aktie, Biotest und Co.: Wo die Insider kaufen, wo sie verkaufen
· Börse Online RedaktionIm vierten Quartal musste der DAX-Versorger RWE einen heftigen Aktienkursrückschlag hinnehmen und verlor in der Spitze mehr als ein Viertel seines Anfang November bei über 23 Euro erzielten Mehrjahreshochs. Insgesamt fünf Unternehmensinsider kauften im Januar rund 7.000 Aktien im Gegenwert von fast 150.000 Euro. Dabei handelte es sich um die sechs Aufsichtsratsmitglieder Andreas Henrich, Wolfgang Schüssel, Dagmar Mühlenfeld, Peter Ottmann, Hans-Peter Keitel und Ute Gerbaulet. Die investierten Beträge schwankten zwischen 11.000 (Keitel) und über 35.000 Euro (Schüssel). Besonders interessant: 2017 gab es keinen einzigen Insiderverkauf eines Vorstands- bzw. Aufsichtsratsmitglieds zu vermelden. Dagegen haben insgesamt zehn verschiedene Insider im Jahresverlauf mehr als 19.000 Aktien gekauft. Trotz der relativ überschaubaren Investitionssummen können Privatanleger dies durchaus als Vertrauensbeweis und Kaufargument für die RWE-Aktie interpretieren.
Aus charttechnischer Sicht musste die RWE-Aktie in den vergangenen zehn Jahren einen Kursverlust von mehr als zwei Drittel hinnehmen. Seit über zwei Jahren laboriert der Titel an einer Bodenbildung. Im Frühjahr 2017 gelang sogar der Ausbruch aus dem langfristigen Abwärtstrend. Vor dem Jahreswechsel gab es dann aber einen erneuten Schwächeanfall zu beklagen. Mit dem im Dezember erfolgten Kursrutsch unter die 200-Tage-Linie und dem damit verbundenen Verkaufssignal hat sich das charttechnische Sentiment wieder spürbar eingetrübt. Höchste Priorität hat nun das erfolgreiche Verteidigen der im Bereich von 17 Euro angesiedelten Unterstützungszone. Wird sie verletzt, droht erheblicher chartinduzierter Verkaufsdruck.
Auf Seite 2: Biotest - Insider verkaufen, Aktie haussiert
Dieser Reflex kann zweifellos als ungewöhnlich bezeichnet werden. Obwohl Aufsichtsratsmitglied Cathrin Schleussner am 22. Januar mit einem Aktienverkauf im Volumen von 28,5 Millionen Euro negativ aufgefallen war, reagierte das SDAX-Unternehmen mit einem Kurssprung um mehr als zehn Prozent ausgesprochen positiv. Als Grund hierfür ist vor allem die Nachricht zu sehen, dass der Anbieter von Plasmaproteinen und biotherapeutischen Arzneimitteln die letzte Hürde für den geplanten milliardenschweren Verkauf an einen chinesischen Investor genommen hat. Da die USA aus Gründen der nationalen Sicherheit Bedenken gegen den Verkauf angemeldet hatten, sorgte die von der US-Behörde CFIUS erteilte Genehmigung des Deals nun für ausgesprochen gute Laune unter den Börsianern.
Auch der Chart der Biotest-Aktie sieht recht ungewöhnlich aus. Im Frühjahr führte das Übernahmeangebot der Chinesen zu einem Kurssprung über die Marke von 28 Euro, wo sich die Aktie bis Ende Oktober gehalten hat. Danach folgte innerhalb weniger Wochen ein Einbruch in Richtung 20-Euro-Marke. In der vergangenen Woche generierte das Überwinden der 200-Tage-Linie ein charttechnisches Kaufsignal. Dabei wurde zudem der von den Chinesen gebotene Übernahmepreis von 28,50 Euro überwunden. Mit 29,55 Euro markierte der Titel zuletzt den höchsten Wert seit zweieinhalb Jahren. Dennoch legt weder die charttechnische noch die fundamentale Lage auf dem erhöhten Kursniveau einen Einstieg nahe.
Auf Seite 3: Helma - Zwei von drei Vorständen kaufen
Bei dem Anbieter von Fertighauslösungen Helma fiel der Jahresauftakt eindeutig negativ aus. Im Januar stürzte die Aktie innerhalb weniger Tage um 14 Prozent ab. Eine erneute Umsatzwarnung hat die Investoren verschreckt und zu massiven Verkäufen veranlasst. Die beiden Vorstände Gerrit Janssen und Karl-Heinz Maerzke haben das reduzierte Kursniveau in der vergangenen Woche zum Kauf von 1.500 bzw. 2.000 Aktien genutzt. Bei Vorstandschef Maerzke sollte man die Aktion aber nicht überbewerten, schließlich fielen er und seine Frau in den vergangenen beiden Jahre vor allem durch Verkäufe auf. Zusammengerechnet trennten sich beide innerhalb dieses Zeitraums von über 37.000 Papieren. Als ganz großen Vertrauensbeweis eignen sich die jüngsten Käufe daher eher nicht.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.