An der Börse brach die RWE-Aktie zeitweise um mehr als acht Prozent ein und war damit größter Verlierer im Dax. Die Probleme bei der britischen Tochter dürften die Ergebnisse mittelfristig weiter belasten und das Unternehmen 2016 in eine schwierigere Lage bringen, erklärte ein Analyst.
KEINE SCHNELLE BESSERUNG IN GROSSBRITANNIEN IN SICHT
Terium hatte vor wenigen Wochen die Führung von Npower geschasst. "Hohe Kundenverluste und Probleme bei der Rechnungsstellung sind keine gute Visitenkarte von RWE", schrieb er nun den Aktionären. Finanzchef Bernhard Günther wollte sich nicht festlegen, wann die Tochter wieder schwarze Zahlen schreibt. Bis Ende des Jahres solle mehr Klarheit herrschen. RWE versorgt in Großbritannien rund 5,4 Millionen Kunden mit Strom und Gas. Der Markt, auf dem sich auch E.ON tummelt, ist hart umkämpft. "Haushaltskunden, deren Verträge ausgelaufen sind, konnten wir oft nur dadurch halten, dass wir ihnen Verträge mit günstigeren Konditionen angeboten haben", sagte Günther. Nach neun Monaten steht auf der Insel ein Fehlbetrag von 66 Millionen Euro in den Büchern.
Damit hat RWE eine weitere Baustelle neben den Einbußen der Kohlekraftwerke durch die gefallenen Strom-Großhandelspreise. Hier brach das Betriebsergebnis um die Hälfte auf 376 Millionen Euro ein. Terium bekräftigte die Ergebnisprognosen. Das Ziel eines um Sondereffekte bereinigen Nettogewinns von 1,1 bis 1,3 Milliarden Euro werde aber möglicherweise nur knapp erreicht.
NEUE WINDKRAFTANLAGEN ZAHLEN SICH AUS - BUCHGEWINN DURCH DEA
Der spät in das Ökostromgeschäft eingestiegene Versorger profitiert jedoch inzwischen von den ans Netz gegangenen neuen Windkraftanlagen vor Helgoland und der Küste von Wales. Das betriebliche Ergebnis der Tochter RWE Innogy kletterte um 251 Millionen Euro auf 280 Millionen. "RWE Innogy starte jetzt richtig durch. Was vor drei Jahren noch ein zartes Pflänzchen war, ist heute ein Erfolgsmodell", sagte Terium. Dies allein dürfte RWE aber nicht aus der Krise helfen, dominieren in der Stromerzeugung doch noch bei weitem die Kohlekraftwerke.
Unter dem Strich konnte RWE von Januar bis Ende September sein Ergebnis auf 1,9 Milliarden Euro fast verdoppeln. Der Konzern profitierte dabei von einem Buchgewinn von 1,45 Milliarden Euro durch den Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea. Zur Höhe der Dividende wollte sich der Versorger noch nicht äußern. Analysten rechnen mit einer Kürzung. Für 2014 hatte RWE einen Euro je Aktie ausgeschüttet.
Reuters