"Mit einer Nicht-Entlastung wäre niemandem geholfen", sagte Finanzchef Bernhard Günther der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Montagausgabe). "Faktisch würde sich nichts ändern, weil es keine rechtliche Wirkung hat." Ein solcher Schritt wäre kein gutes Signal insbesondere an die großen Investoren aus der angelsächsischen Region. "Das würde unserem Unternehmen schaden." Das Thema Dividende dürfte neben den Aufspaltungsplänen des Konzerns das Treffen am Mittwoch in Essen dominieren.

Die Kommunen hatten scharf gegen die weitgehende Streichung der Dividende protestiert. Nach einem Verlust von 170 Millionen Euro hatte der Vorstand um Konzernboss Peter Terium vorgeschlagen, den Vorzugsaktionären für 2015 eine Dividende von 13 Cent je Aktie zu zahlen und den Stammaktionären gar nichts. In Reihen der Kommunen waren Rufe laut geworden, dem Vorstand auf der Hauptversammlung mit der Verweigerung der Entlastung einen Denkzettel zu verpassen. Die Kommunen halten rund 24 Prozent an dem nach E.ON zweitgrößten deutschen Versorger.

RWE erklärte am Montag, bislang keinen Antrag auf Nicht-Entlastung des Vorstands von den Kommunen vorliegen zu haben. Grundsätzlich kann jeder Aktionär auch noch auf einer Hauptversammlung Anträge stellen. Vom Verband der Kommunalen RWE-Aktionäre war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Die Beratungen seien noch nicht abgeschlossen, hatte es zuvor geheißen. Bei einigen Kommunen waren in den vergangenen Tagen versöhnliche Töne zu hören gewesen. "Die Stimmung ist inzwischen weniger aufgeregt. Mitgegangen ist mitgefangen. Es gab ja auch viele gute Jahre", sagte der Vertreter einer Kommune, der nicht genannt werden wollte. Man müsse in die Zukunft schauen. "Von uns gibt es keine Bestrebungen, dem Vorstand die Entlastung zu verweigern", sagte ein anderer. "Eine Dividendenzahlung kann man nicht erzwingen", hieß es von einer weiteren Kommune.

RWE machen wie der gesamten Branche die gefallenen Strom-Großhandelspreise zu schaffen. Terium lagert das zukunftsträchtige Geschäft mit Ökostrom, den Strom- und Gasnetzen sowie dem Vertrieb in eine Tochter aus und will von der Gesellschaft zehn Prozent an die Börse bringen. Die Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke bleiben beim Mutterkonzern. Terium verspricht sich davon ein klareres Profil und neue Investoren.

Reuters