Am 19. Mai veranstaltete Goldman Sachs virtuell eine Konferenz zu europäischen Versorger-Aktien. An dieser Veranstaltung nahmen 21 Unternehmen und mehr als 300 Investoren teil. Zudem kam es zu fast 350 Investorentreffen und zu mehr als 900 Webcast-Visualisierungen.

Die wichtigste Schlussfolgerung der US-Investmentbank danach lautet, dass der Sektor gut positioniert ist. Denn für mindestens zwei Drittel des Sektors dürften sich die Erträge in der aktuellen Coronavirus-Krise als sehr widerstandsfähig erweisen. Wenn man reine Stromerzeuger ausklammere (bei denen der diesjährige Strompreisrückgang beim Ertrag rund 30-40 Prozent an Rückgängen bedeute), habe die Mehrheit der Branchenvertreter eine überraschende Ertragsresistenz gezeigt.

Diese Bestandsaufnahme sei bereits nach der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal klar gewesen und habe sich durch die Gespräche mit den Managementteams während der Konferenz noch einmal bestätigt. Wenn man die rohstoffexponierten und weitgehend unregulierten Unternehmen (rund 30 Prozent des beobachteten Branchen-Anlageuniversums) ausschließe, dann bewege sich das Ertragsrisiko für den Rest des Sektors bei rund fünf Prozent.

Nach der Covid-19-Krise dürfte es dann so sein, dass der schon bisherige Fokus auf eine saubere "Netto-Null-Emissions"-Politik noch mehr in den Mittelpunkt rückt. Wichtige politische Entscheidungsträger und Unternehmen hätten jedenfalls einhellig zuletzt die zentrale Bedeutung der Klimapolitik als Schlüsselinstrument zur Wiederbelebung der europäischen Volkswirtschaften nach der Krise betont.

Da einige Unternehmen von einer 30-50-prozentigen Beschleunigung der Investitionen in saubere Infrastrukturaktivitäten sprechen würden, betonen die Analysten von Goldman Sachs, wie wichtig es ist, die jetzige Krise mit einer starken Bilanz zu beenden. Und Unternehmen, die das erreichten, eröffneten sich künftig verbesserte Wachstumsaussichten. Wobei sich für den Fall, dass sich auch andere Weltregionen der Initiative anschließen sollten, noch zusätzliche Geschäftschancen erschließen würden.

Goldman Sachs favorisiert vor diesem Hintergrund "Climate Champions" unter den Versorgern mit starken Bilanzen. Als besonders kaufenswert heben die Analysten sechs europäische Branchenmitglieder hervor, die wir nachfolgend näher vorstellen.

Enel-Aktie



Der italienische Versorger Enel ist die erste Aktie ist der erste Goldman Sachs-Favorit, über den wir im Rahmen dieses Beitrags näher berichten. Das Kursziel auf Sicht von zwölf Monaten beträgt hier 7,90 Euro. Das ist eine Vorgabe, die sich um 23,4 Prozent über den aktuellen Notierungen von 6,40 Euro bewegt.

Diese Vorgabe ergibt sich auf der Basis einer Berechnung des Wertes aller Einzelteile des Konzerns, unter Berücksichtigung der für 2020 erwarteten Dividendenrendite unter Einkalkulierung von potenziellen regulatorischen Risiken in Italien sowie einem als fair bezeichneten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15,8 auf Basis der für 2020 erwarteten Gewinne.

Zu den Hauptrisiken der positiven Investitionsthese gehören laut den Analysten niedrigere Rohstoff-/Energiepreise (vor allem auf der iberischen Halbinsel), niedrigere regulierte Netzrenditen (vor allem in Italien), niedrigere Einzelhandelsmargen in Italien und auf der iberischen Halbinsel, höhere Länderrisikoprämien und eine anhaltende Abwertung der lateinischen Währungen (insbesondere Brasilien, Argentinien, Chile, Kolumbien und Peru).

Ansonsten bezeichnet Goldman Sachs als qualitativ hochwertigen Branchenvertreter, der durch seine Diversifizierung über verschiedene Aktivitäten und Regionen hinweg vor Gegenwind durch Strompreise, geringere Nachfrage und regulatorische bzw. Kreditrisiken geschützt sei. Das Kaufrating werde auch untermauert durch: Säkularen Rückenwind durch die Energiewende, von der man erwartet, dass sie die geplanten jährlichen Investitionen in Höhe von zehn Milliarden Euro unterstützt. Wobei das Geld hauptsächlich in erneuerbare Energien und Netze fließen solle, was in Verbindung mit einer stärkeren Kostenkontrolle in den kommenden drei Jahren zu hohen einstelligen Wachstum beim Gewinn je Aktie führen dürfte.

Hinzu komme eine mehr als 90 GW umfassende Brutto-Pipeline von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien, die ein Wachstum von 4-5 GW pro Jahr versprechen und Enel zum weltweit größten Entwickler von erneuerbaren Energien machen dürften. Positiv Erwähnung finden zudem der anhaltende Schuldenabbau, der Enel in die Lage versetzen werde, die Wachstumsaussichten in den kommenden Jahren weiter zu verbessern, da die Investitionsmöglichkeiten dank ehrgeizigerer Klimapolitiken zunehmen.

Ein Pluspunkt stelle außerdem eine versprochene Mindestdividende von 0,40 Euro je Aktie dar, weil sich bereits daraus eine attraktive Verzinsung ergebe und auch die Bewertungsrelationen, etwa gemessen am KGV sowie am Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA seien im Branchenvergleich vorteilhaft, weil es einen Bewertungsabschlag gebe.

Charttechnik

Bei den Enel-Aktien ging es lange bergab, denn von Mai 2000 bis Juli 2012 sanken die Notierungen von 9,64 Euro auf 2,03 Euro. Danach kam es dann bis Februar 2020 zu einer starken Erholung, welche die Notiz bis auf 8,57 Euro nach oben führte. Das Coronavirus sorgte dann wieder für einen Rücksetzer bis auf 5,23 Euro. Zuletzt schwankte der Titel auf einem wieder etwas höheren Niveau seitwärts. Verbessern würden sich dabei die Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss des laufenden Bodenbildungsversuches, wenn es gelingen sollte, das jüngste Zwischenhoch von 6,45 Euro zu überwinden.

Profil

Enel S.p.A. ist eine in Italien angesiedelte internationale Gruppe von Stromanbietern, mit Aktivitäten in den Bereichen Stromerzeugung, Transport, Verteilung und Stromversorgung. Das Unternehmen betreibt Wasser-, Thermal-, Kern-, Wind- und Solarkraftwerke in über 30 Ländern auf fünf Kontinenten und konzentriert sich insbesondere auf Energiegewinnung durch erneuerbare Energien. Das Tochterunternehmen Enel Green Power und betreibt ausschließlich Kraftwerke auf Wasser-, Wind-, Geothermie-, Solar- und Biomassebasis in Europa und Amerika.

Die Gruppe hat für den gesamten italienischen Kundenstamm die traditionellen elektromechanischen Messgeräte durch verbrauchsorientierte Smart-Meters ersetzt. Die globalen Tätigkeiten des Unternehmens erstrecken sich auf Europa - insbesondere Italien und Spanien, Latein- und Nordamerika und Afrika. Anfang April 2016 gab das Unternehmen die erneute Verschmelzung mit seiner ehemaligen Tochtergesellschaft Enel Green Power S.A. bekannt. Der Energieversorger Enel Green Power war 2010 aus der Enel Gruppe ausgegliedert worden.

RWE-Aktie



Positiv eingestellt ist Goldman Sachs auch mit Blick auf die Aktien von RWE. Die Empfehlung für die Anteilsscheine des deutschen Versorgers lautet jedenfalls auf Kaufen und das Kursziel auf Sicht von zwölf Monaten ist mit 33,50 Euro angegeben. Damit winkt hier ein Anstieg von 15 Prozent, wenn man die aktuelle Notiz von 29,13 Euro als Basis nimmt und unterstellt, dass die Zielvorgabe erreicht wird.

Die Zielvorgabe haben die zuständigen Analysten mit Hilfe einer Berechnungsmethode ermittelt, die den Wert der Einzelteile des Konzerns erfasst. Unterstellt hat man dabei für das Geschäft mit Erneuerbaren Energien ein Wachstum bis 2030, eine Nutzungsdauer von 30 Jahren und Restwert sind nicht mit eingeflossen.

Zu den Hauptrisiken für die eigene Sichtweise der Aktie und das genannte Kursziel gehören den Angaben zufolge eine unter den Erwartungen liegende Entschädigung für frühzeitige Stein- und Braunkohleschließungen, langwierige Diskussionen, um eine Einigung über die Entschädigung für frühzeitige Stein- und Braunkohleschließungen, Verzögerungen bei der Genehmigung von Geschäften, eine Rezession und eine sinkende Stromnachfrage, eine schwache Ausführung der Pipeline für erneuerbare Energien sowie nachteilige Währungsentwicklungen.

Allgemein ist Goldman Sachs mit Blick auf RWE der Ansicht, dass der Markt das Potenzial des DAX-Vertreters unterschätzt, ein führender Player im Bereich der Erneuerbaren Energien zu werden: Nach den hauseigenen Schätzungen ist es aber so, dass RWE den Umfang seines Erneuerbaren-Portfolios bis 2024 verdoppeln könnte und bis 2030 mehr als verdreifachen.

Man schätzt zudem, dass Wind- und Solarenergie bis 2024 rund 70 Prozent des EBITDA ausmachen werden und dieser Anteil bis zum Ende des Jahrzehnts auf rund 80 Prozent steigen kann. Das war dann gleichbedeutend mit einer der höchsten Exponierungen aller Unternehmen auf dem Markt.

Darüber hinaus sieht man weiterhin Potenzial für weitere Portfolioumstrukturierungen: Die Analysten stufen das Engagement bei der Braunkohle als nicht vereinbar mit der langfristigen Dekarbonisierungsstrategie der Gesellschaft ein und sie betrachten den in der E.ON-Beteiligung "gebundenen" Aktienwert als suboptimale Kapitalallokation.

Charttechnik

Nach einigen guten Börsenjährigen drehte der Aktienkurs von RWE ausgehend von einem am 07. Januar 2008 bei 100,64 Euro markierten Rekordhoch nach unten. Erst bei nur noch 9,20 Euro gelang es Ende September 2015 einen Boden zu finden. Von da aus erholte sich die Notiz anschließend bis Februar 2020 auf 34,44 Euro, bevor dann die Coroanvirus-Baisse auch diesen Titel wieder nach unten schickte. Vom dabei erreichten Zwischentief von 21,00 Euro hat sich die Aktie zuletzt aber wieder abgesetzt und der dabei aufgenommene Aufwärtstrend sind zumindest momentan recht konstruktiv aus.

Profil

RWE ist auf allen Wertschöpfungsstufen der Energieversorgung tätig. Dazu gehören Öl, Gas und Braunkohle, der Bau und Betrieb von konventionellen und erneuerbaren Kraftwerken, der Handel mit Rohstoffen sowie der Transport und die Vermarktung von Strom und Gas. RWE fokussiert sich auf den europäischen Markt. Dabei gehört der Energieversorger in Deutschland, den Niederlanden und in Großbritannien zu den Marktführern. RWE ist heute ein auf die Stromerzeugung und den Energiehandel spezialisiertes Unternehmen. Mit dem Erneuerbare-Energien-Geschäft von E.ON und Innogy unter dem Dach von RWE ist das Unternehmen ein international führender Stromerzeuger aus regenerativen Quellen geworden.

Geografisch wird sich RWE auf Märkte in Europa, in Amerika und im asiatisch-pazifischen Raum konzentrieren. Bis 2040 hat RWE das Ziel, die Stromproduktion des Konzerns so weit umgestellt zu haben, dass der Anspruch der Klimaneutralität erfüllt wird. Dabei setzt RWE auf einen zügigen Ausbau der erneuerbaren Energien, die verstärkte Nutzung von Speichertechnologien und den Einsatz von CO2-neutralen Brennstoffen für die Stromerzeugung. Kohle- und Kernkraftwerke werden in dem Erzeugungsportfolio von RWE immer mehr an Gewicht verlieren. Bei der Kernenergie ergibt sich das aus dem deutschen Ausstiegsfahrplan und auch beim Energieträger Kohle zeichnet sich das Ende der Nutzungsmöglichkeit ab. In allen drei Ländern mit Kohlekraftwerken von RWE gibt es bereits konkrete Ausstiegspläne.

Engie-Aktie



Bei den Aktien von Engie hat Goldman Sachs eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel auf Sicht von zwölf Monaten von 13,1 Euro verknüpft. Das ist eine Vorgabe, bei der angesichts einer aktuellen Notiz von 9,82 Euro theoretisch gut 33 Prozent Luft nach oben besteht.

Der ermittelte faire Wert basiert zu 40 Prozent auf einer KGV-Bewertung von 13,2 Euro pro Aktie, zu 40 Prozent auf einer Bewertung der Einzelteile, die 13,1 Euro pro Aktie ergab und zu 20 Prozent auf einer Dividendenbewertung, die zu 13,2 Euro pro Aktie führte.

Die angesetzte KGV-Bewertung basiert dabei auf dem Durchschnitt-KGV der Branche im Jahr 2021 von 15 und in Sachen Dividenden unterstellt man bis 2021 eine durchschnittliche Rendite von fünf Prozent. Bei den genannten beiden Bewertungskennziffern hat man bei Engie einen Abschlag von zehn Prozent unterstellt, weil die Qualität des Geschäftsmixes im Vergleich zu den Vergleichsunternehmen als schlechter einzustufen sei.

Die wichtigsten Abwärtsrisiken mit Blick auf das Kaufvotum und das Kursziel sind: (1) Coronavirus - Dauer und Form der damit einhergehenden wirtschaftlichen Erholung; (2) niedrigere Rohstoff-Energiepreise; (3) eine schwächer als erwartete Erbringung von Energiedienstleistungen; (4) eine schwächer als erwartete Nuklearproduktion; (5) ein neuer "Loi Pacte", der es der französischen Regierung erlaubt, ihre rund 24-prozentige Beteiligung an Engie zu verkaufen und (6) eine Abschwächung des Euro gegenüber dem Dollar und dem brasilianischen Real.

Trotz des positiven Anlageurteils räumt man ein, dass sich in den vergangenen drei Monaten die Unsicherheit bei Engie mit dem Ausscheiden des CEO, der Streichung der Geschäftsziele sowie der Streichung der Dividende für das Geschäftsjahr 2019 nennenswert gestiegen sind.

Beim aktuellen Aktienkurs handele Engie mit dem achtfachen KGV für das Jahr 2022, was einem Abschlag von fast 40 Prozent gegenüber den Konkurrenten entspreche. Das wiederum sei ein Niveau, das nicht einmal während der globalen Finanzkrise erreicht worden sei. Der Aktienkurs sei so gesehen zu stark gefallen.

Streng genommen sei es sogar so, dass alleine die Bewertung der französischen Netze mit einem zehnfachen Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA (Mitte des Zyklus) und der börsennotierten Vermögenswerte zum Marktwert zu einem Kurs von 10,2 Euro führe, und damit einem Wert, der über dem aktuellen Kurs liege.

Dies impliziere, dass 45 Prozent des Portfolios nach EBITDA einen negativen Wert haben. Da die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2019 die Voraussetzungen für eine stärkere strategische Fokussierung geschaffen hätten, glaubt man, dass die Rotation der Vermögenswerte dazu dienen wird, die Aufmerksamkeit der Investoren auf die Unterbewertung der Einzelteile zu lenken und so Werte freizusetzen.

Charttechnik

Der Aktienkurs von Engie befindet sich schon seit langer Zeit auf dem absteigenden Ast. Konkret fiel die Notiz von Juni 2008 bis April 2020 von 44,73 Euro auf 8,70 Euro. Die Performance ist somit als ziemlich katastrophal zu bezeichnen. Im Bereich des letztgenannten Rekordtiefs versucht sich der Titel jetzt wieder einmal an einem Bodenbildungsversuch. Aber ob dieser nachhaltig gelingt, ist völlig offen. Der langfristige charttechnische Abwärtstrend ist jedenfalls nach wie vor als intakt einzustufen.

Profil

Engie (vormals GDF Suez S.A.) ist eine internationale Unternehmensgruppe, die im Bereich Energieversorgung mit Strom und Erdgas international tätig ist. Als einer der größten Energieversorger weltweit ist sie in der Erschließung und Produktion von Erdgas, der Erzeugung von Strom, der Energiebeschaffung und dem Energiehandel wie auch im Infrastrukturmanagement engagiert. Dazu kommen Umweltprojekte und -angebote wie Wasserversorgung und Abfallwirtschaft. Das Unternehmen ist auf allen Kontinenten der Welt tätig. Der französische Staat ist Hauptaktionär der Gesellschaft.

EDP-Aktie



Mit Kaufen hat Goldman Sachs auch die Aktien von EDP eingestuft. Die im portugiesischen Leitindex PSI 20 enthaltene Aktie sieht man derzeit auf Sicht von zwölf Monaten bei 4,70 Euro als fair bewertet an. Gemessen daran birgt die aktuelle Notiz von 4,22 Euro noch 11,4 Prozent an Abwärtspotenzial.

Die Vorgabe basiert auf einer Kombination von drei gleich gewichteten fundamentalen Methoden (wobei diese mit einer Gewichtung von 85 Prozent in die Wertermittlung eingeflossen sind): (1) Summe der Einzelteile von 4,2 Euro je Aktie., wobei man die erneuerbaren Energien (ohne Wasserkraft) auf der Grundlage eines langfristigen abgezinsten Cashflows mit zehn Jahren Wachstum, 30 Jahren Nutzungsdauer und keinem Endwert bewertet hat.

(2) Ein KGV-Ziel für 2021 von 18, wobei sich das Vielfache aus einer Kombination der Bewertungen ergibt, die man im Schnitt Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien und der integrierten Versorger zubilligt. (3) Eine unterstellte Dividendenrendite für 2021 von 3,9 Prozent.

Die übrigen 15 Prozent des Wertansatzes basieren auf einer M&A-Bewertung und dem 12,5-fachen EBITDA, woraus sich 6,35 Euro je Aktie ergeben. Die Hälfte dieses Multiplikators stammt dabei aus jüngsten Transaktionen im Bereich der erneuerbaren Energien, während der Rest aus ähnlichen Transaktionen bei integrierten Versorgungsunternehmen stammt.

Zu den Hauptrisiken gehören laut den Analysten niedriger als erwartete Renditen bei neuen Anlagen für erneuerbare Energien, niedrigere Rohstoff-/Strompreise, eine erhebliche Abwertung der Fremdwährungen (Dollar, brasilianischer Real) und ein höheres Staatsrisiko auf der iberischen Halbinsel.

Ansonsten heißt es, die laufende Umstrukturierung des EDP-Portfolios bringe zwei Hauptvorteile mit sich: das Potential zur Wertkristallisation und die Stärkung der Bilanz. Letzteres könnte es dem Unternehmen auch ermöglichen, das Wachstum im Bereich der erneuerbaren Energien zu beschleunigen, was eine Neubewertung der Aktien mit sich bringen sollte. Angesichts der sich abzeichnenden weiteren Portfolioumstrukturierung (z.B. unter Einbeziehung von EDPR, Brasilien) und der wachsenden Optionalität im Bereich der Offshore-Windenergie sei die Aktie weiterhin ein Kauf.

Charttechnik

Das Chartbild bei EDP ist geprägt von einem markanten Abstieg von Mitte 2007 bis Mitte 2020, wobei die Erholung dann aber früher einsetzte als bei vielen anderen europäischen Branchenvertretern. Jedenfalls kletterte die Notiz ausgehend von einem Rekordtief von 1,66 Euro bis zum 19. Februar 2020 bis auf 4,93 Euro. Das Coronavirus warf den Wert jüngst wieder bis auf 3,07 Euro zurück, davon hat sich der Titel aber wieder gelöst und zumindest momentan sieht es eher danach aus, als ob der Wert in Richtung Rekordhoch strebt als erneut das erwähnte Zwischentief anzusteuern.

Profil

EDP, eine auf dem Energiesektor aktive Unternehmensgruppe, zählt auf der iberischen Halbinsel (Portugal und Spanien) zu den größten Energieversorgern. Dabei ist die Gesellschaft zugleich in der Region einer der fünf größten Erzeuger von Windenergie. Der Fokus liegt auf Stromerzeugung, -verteilung und -handel; darüber hinaus ist der Konzern in der Erzeugung und Produktion von Gas in Spanien und Portugal tätig.

Die Geschäftsaktivitäten basieren auf den Bereichen Stromerzeugung, Erneuerbare Energie, Gas, Brasilien und Other. Der Energieproduzent ist neben Spanien und Portugal mit Tochtergesellschaften und Produktionsstätten in Frankreich, Belgien, Polen, Rumänien, den USA und Brasilien vertreten. Hauptsitz der Gruppe ist Lissabon.

EDP Renovaveis-Aktie



Die fünfte Kaufempfehlung von Goldman Sachs zugunsten von Vertretern aus dem europäischen Versorger-Sektor bezieht sich auf EDP Renovaveis (EDPR). Bei diesem portugiesischen Branchenmitglied haben die zuständigen Analysten das Anlagevotum im Anschluss an die Konferenz ebenso bestätigt wie das Zwölf-Monats-Kursziel von 13,50 Euro. Das heißt, bei einer aktuellen Notiz von 11,46 Euro setzt die US-Investmentbank auf Gewinne von knapp 18 Prozent.

Die genannte Zielvorgabe basiert auf einer Kombination aus erstens einer 70-prozentigen Gewichtung des ermittelten Wertes der Einzelteile von 12,2 Euro je Aktie., wobei man die erneuerbaren Energien auf der Grundlage eines langfristigen abgezinsten Cashflows hat einfließen lassen, bei dem zehn Jahren Wachstum, 30 Jahren Nutzungsdauer und kein unterstellt werden. Zudem hat man einen Liquiditätsabschlag von 15 Prozent angesichts des begrenzten Streubesitzes der Aktie berücksichtigt.

Zweitens ergeben sich die restlichen 30 Prozent des Wertansatzes aus einer M&A-Bewertung, die 17,0 Euro je Aktie ergeben hat. Dies wiederum resultiert aus den Multiplikatoren vorhergehender Transaktionen und einer 15-prozentigen Prämie, die dem Unternehmenswert für Minderheitsbeteiligungen zugewiesen werden, um so das Gesamtwachstum des EDPR-Portfolios widerzuspiegeln.

Zu den Hauptrisiken gehören den Angaben zufolge eine geringere Wertschöpfung aus Veräußerungen, operationelle Risiken im Zusammenhang mit neuen erneuerbaren Anlagen, die zu einem geringer als erwarteten Wachstum/Renditen führen, niedrigere Rohstoff-/Energiepreise, negative Währungseinflüsse und ein höheres Staatsrisiko auf der iberischen Halbinsel.

Generell handelt es sich bei EDPR ansonsten für Goldman Sachs nach wie vor um eine der wenigen reinen Wachstumsgeschichten im Bereich der erneuerbaren Energien. Bei einer Bewertung von etwas mehr als 1 GW an jährlichen Neuzugängen - eine Run-Rate, die das Unternehmen in den kommenden Jahren beschleunigen könnte - bewerte eine abgezinste Cashflow-Berechnungsmethode die erneuerbaren Vermögenswerte mit einem impliziten Multiplikator beim Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA für 2020 von rund 15, gegenüber dem aktuellen Multiplikator von rund zwölf.

Charttechnik

Nachdem es für den Aktienkurs von EDPR von September 2009 bis Juli 2012 schlecht gelaufen ist, wechselte der Titel anschließend nachhaltig auf die Überholspur. Jedenfalls stieg der Kurs von 2,31 Euro bis auf 13,16 Euro, wobei dieses Rekordhoch vom 5. März 2020 stammt. Im Zuge der Coronavirus-Baisse hat auch dieser Wert Federn lassen müssen, inzwischen sieht es aber so aus, als ob die Aktie den vorherigen Aufwärtstrend wieder fortschreiben wolle.

Profil

EDP Renovaveis ist eine international tätige Unternehmensgruppe im Bereich erneuerbarer Energien mit Fokus auf Windenergie. Die Gesellschaft ist auf den Bau von Windkraftanlagen spezialisiert und in Europa, den USA, Kanada und Brasilien tätig. EDP Renovaveis ist eine Tochtergesellschaft der Grupo EDP-Energias de Portugal.

Orsted-Aktie



Orsted ist die sechste und letzte Kaufempfehlung von Goldman Sachs zugunsten eines europäischen Versorgers. Bei dem dänischen Branchenvertreter hat die US-Investmentbank eine Kaufempfehlung mit einem Zwölf-Monats-Kursziel von 795 Kronen verbunden. Nachdem der Titel zuletzt bereits spürbar gestiegen ist, verbleibt daran gemessen bei einem aktuellen Kurs von 741,60 Euro noch ein Aufwärtspotenzial von 7,2 Prozent.

Das genannte Kursziel basiert den Angaben zufolge auf einer Bewertung der Summe der Einzelteile, bei der das Offshore-Geschäft unter Verwendung eines langfristigen abgezinsten Cashflows bis 2060 bewertet wird, wobei angesichts der im Vergleich zu anderen erneuerbaren Technologien besseren Wachstumsaussichten des Offshore-Geschäfts von einem Wachstum über 20 Jahre (bis 2040) ausgegangen und kein Endwert angenommen wird.

Zu den Hauptrisiken gehören der steigende Druck auf den internen Zinsfuß bei den Investitionen auf kurze Sicht aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs, insbesondere durch die großen Ölkonzerne; niedrigere Erfolgsquoten bei Offshore-Windauktionen in den kommenden Jahren (man modelliert eine Erfolgsquote von 15 Prozent gegenüber 70 Prozent, die bisher erreicht wurde).

Hinzu kommen als Gefahren Baukostenüberschreitungen und das Zulassen von Verzögerungen bei großen Offshore-Projekten; niedrigere Strompreise, insbesondere im Vereinigten Königreich (wo der größte Teil des bestehenden Portfolios auf Strompreis- + ROC-Basis vergütet wird) und Kontinentaleuropa, wo Orsted durch Anlagen in Deutschland und den Niederlanden ein gewisses Engagement im Handelsbereich erlangen wird. Negativ Erwähnung finden zudem schwächere Devisenkurse gegenüber der dänischen Krone.

Für Goldman Sachs stellt Orsted ein reines Spiel auf die "Netto-Null-Emissions"-Politiken dar, wie z.B. dem europäischen Green Deal. Angesichts des exponentiellen Wachstums der Offshore-Windenergie (die Auktionen dürften sich bis 2025 von rund sieben bis zehn GW pro Jahr auf rund 20 GW pro Jahr erhöhen; die IEA schätzt, dass Offshore-Windenergie bis 2040 rund 25 Prozent der europäischen Produktion ausmachen wird, gegenüber weniger als zwei Prozent heute) und der Führungsposition des Unternehmens geht man davon aus, dass der Markt das künftige Wachstum zunehmend schätzen wird.

Der Markt sollte auch die begrenzte Abhängigkeit des Unternehmens von den Strompreisen zu schätzen wissen, die aufgrund niedrigerer Rohstoffpreise und geringerer Nachfrage unter Druck geraten seien und es keine relevanten Auswirkungen durch die sich verschlechternden Kreditbedingungen gebe.

Charttechnik

Das Chartbild der erst seit Juni 2016 an der Nasdaq Copenhagen gelisteten Orsted sieht ziemlich überzeugend aus. Denn vom 1. Dezember 2016 bis zum 19. Februar 2020 stieg der Kurs von 230,50 dänischen Kronen auf 771,20 Kronen. Das Coronavirus setzte dem Wert zwar ebenfalls zu, im Bereich von rund 574 Kronen gab aber eine Unterstützung Halt und inzwischen bewegt sich der Titel schon wieder im langfristigen Abwärtstrend. Das ist positiv zu werten und ein Sprung über das zuvor genannte Rekordhoch würde ein neues prozyklisches Kaufsignal generieren.

Profil

Ørsted A/S (ehemals Dong Energy) zählt zu den größten Energie-Versorgern in Nordeuropa. Der Konzern ist besonders im Bereich Erneuerbare Energien tätig und für die Entwicklung und Konstruktion von Windparks bekannt. Das dänische Unternehmen unterteilt seine Aktivitäten in die Bereiche Wind Power, Bioenergy & Thermal Power, Distribution & Customer Solutions sowie Oil & Gas.