Der zweitgrößte deutsche Energieversorger RWE kommt nicht aus der Krise. Konzernchef Peter Terium kündigte auf der Bilanzpressekonferenz am Dienstag an, dass die ergriffenen Maßnahmen 2015 wohl nicht ausreichen werden, um das betriebliche Ergebnis stabil zu halten. "Das Tal der Tränen ist noch nicht durchschritten", sagte Terium. Der negative Ausblick drückte die RWE-Aktie deutlich in Minus.
Der Vorsteuergewinn (EBITDA) sank 2014 im Vergleich zum Vorjahr um fast zehn Prozent auf 7,1 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis sank sogar um 25 Prozent auf rund vier Milliarden Euro. Nach einem Verlust von fast drei Milliarden Euro 2013 konnte RWE für 2014 wieder einen Überschuss von 1,7 Milliarden Euro erwirtschaften. Terium kündigte an, der Hauptversammlung eine Dividende von einem Euro vorzuschlagen.
Dennoch gibt es keinen Grund zur Entwarnung für RWE. Das Unternehmen verdient immer weniger im einstigen Kerngeschäft, der konventionellen Stromerzeugung. Dieses Geschäft sei unter den gegeben Marktbedingungen "kaum noch tragfähig", stellte Terium nüchtern fest.
RWE leidet damit weiter unter den Folgen der Energiewende. Da die staatlich geförderten Erneuerbaren Energien das Stromangebot stark erhöht haben, sind die Preise an der Leipziger Strombörse stark gefallen. Dadurch rentieren sich konventionelle Kohle- und Gaskraftwerke, die einstigen Gewinnbringer, immer weniger. Von einer "dramatischen Situation" sprach Terium. "Zur Zeit wird es von Tag zu Tag schwieriger, ein Gas- oder ein Steinkohlekraftwerk wirtschaftlich am Leben zu erhalten", machte er deutlich. Derzeit lege das Unternehmen bei 35 bis 45 Prozent der konventionellen Kraftwerke "Geld drauf", so Terium.
Ein wenig Linderung dürfte 2015 der vor wenigen Tagen abgeschlossene Verkauf der Öl- und Gasfördertochter RWE Dea für 5,1 Milliarden Euro an den russischen Oligarchen Michail Fridman und dessen Letter One-Gruppe bringen. Mit den Erlösen will der Konzern die Nettoverschuldung im laufenden Jahr auf unter 30 Milliarden Euro zurückführen.
Dennoch machte Terium wenig Hoffnung auf Besserung. Für 2015 prognostiziert das Unternehmen ein EBITDA zwischen 6,1 und 6,4 Milliarden Euro und ein Betriebsergebnis zwischen 3,6 und 3,9 Milliarden Euro. Das Umfeld verschlechtere sich vor allem in der konventionellen Stromerzeugung "schneller und stärker als wir gegensteuern können", sagte Terium. Börse Online rät deshalb weiter zum Verkauf der RWE-Aktie.