"Die Kommunen haben im vergangenen Jahr durch den Ausfall der Dividende zur Sanierung und Restrukturierung des Konzerns beigetragen." Für 2015 waren die Stammaktionäre des unter der Energiewende leidenden Versorgers RWE leer ausgegangen.
Die RWE-Aktie baute nach dem Reuters-Interview ihre Gewinne aus und notierte zeitweise 1,5 Prozent im Plus bei 12,33 Euro. Der Konzern wollte sich zur Frage einer Dividendenzahlung nicht äußern.
Die Kommunen stehen mit ihrer Erwartung nicht alleine da. "Ich denke, dass es bei RWE eine Dividende geben wird", sagte der Portfoliomanager von Union Investment, Thomas Deser. Der Konzern werde seine Aktionäre wohl am Gewinn seiner Ökostromtochter Innogy beteiligen. "Die Dividende wird nicht spektakulär, sondern ausbaufähig sein. Sie könnte in einer Größenordnung von 30 Cent liegen." Union Investment hält rund 1,1 Prozent an RWE und etwa 0,2 Prozent an Innogy. Die Analysten von Bernstein rechnen bei RWE mit einer Ausschüttung von 17 Cent je Aktie, die Experten von Barclays mit 25 Cent.
KOMMUNEN HALTEN NOCH RUND 23 PROZENT AN RWE
RWE hatte für 2015 nach einem Verlust von 170 Millionen Euro den Stammaktionären das erste Mal seit mindestens sechs Jahrzehnten keine Dividende gezahlt. Dies hatte finanziell klamme Kommunen wie Essen, Bochum oder Dortmund schwer getroffen, die die Einnahmen fest eingeplant hatten. Vor dem beschleunigten Atomausstieg waren Versorger wie RWE oder E.ON Gelddruckmaschinen. So hatte RWE für 2008 eine Gewinnbeteiligung von 4,50 Euro je Papier gezahlt.
Nach dem Ausfall für 2015 hatten einige Städte ihre Anteile zur Disposition gestellt. "Einige Kommunen, etwa Bochum, haben ihre Aktien verkauft oder Beschlüsse gefasst, dies ab einem bestimmten Aktienkurs zu tun. Wir haben darüber eine Diskussion auf breiter Front", sagte Verbandsvertreter Gerlach. Der Anteil der Kommunen liege insgesamt noch bei rund 23 Prozent. Eine Dividende würde es ihnen einfacher machen, am Ball zu bleiben, fügte er hinzu.
Zur Höhe der Dividende wollte er sich nicht äußern. "Der Kapitalmarkt erwartet zwischen 20 und 80 Cent je Aktie." Auch die gute Entwicklung bei der Ökostromtochter Innogy sollte RWE eine Ausschüttung seiner Meinung nach einfacher machen. RWE hält noch 76,8 Prozent an Innogy. Die Tochter hatte für 2016 einen um Sondereffekte bereinigten Nettogewinn von 1,1 Milliarden Euro angepeilt. Davon wollte das Unternehmen 70 bis 80 Prozent an die Aktionäre ausschütten. Nach Reuters-Berechnungen ergibt dies eine Dividende von Innogy von 1,39 bis 1,58 Euro je Aktie. Größter Profiteur wäre die Mutter RWE. Die Konzerne legen Mitte März ihre Bilanzen vor.
RWE-Chef Rolf Martin Schmitz wird wohl auch bald seine Pläne für den Versorger mit seinen Kohle- und Gaskraftwerken und dem Energiehandel vorlegen. "Wir sind mit der Kommunikation und dem Umgang des neuen Vorstands sehr zufrieden", betonte Gerlach. Entscheidend sei jetzt ein überzeugendes Geschäftsmodell. Dies müsse spätestens zur Hauptversammlung Ende April vorliegen. "RWE muss sich eigenständig weiterentwickeln. Der Konzern darf nicht am langen Arm der Innogy hängen. RWE muss eine dauerhafte Perspektive haben."
rtr