Der Energiehandel beim Versorger RWE hat im Jahr 2021 geboomt. Hier wird ein bereinigtes Ebitda in Höhe von 769 (Vorjahr: 539) Millionen Euro erwartet. Das teilten die Essener am Mittwochnachmittag überraschend mit. Auf Konzernsicht verzeichnete RWE ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) von 3,65 Milliarden Euro und übertraf damit das obere Ende der prognostizierten Bandbreite von drei bis 3,4 Milliarden Euro. Analysten hatten dem Finanzdienstleister Bloomberg zufolge mit lediglich 3,3 Milliarden gerechnet. Davon entfielen rund 2,76 Milliarden Euro auf das Kerngeschäft, zu dem die Bereiche Energiehandel, die Segmente Off- und Onshore von Wind und Solar sowie Wasser, Biomasse und Gas gezählt werden.
Im Bereich Kohle und Kernenergie, der nicht mehr zum Kerngeschäft gehört, wird das bereinigte Ebitda für 2021 bei 889 (559) Millionen Euro gesehen. Im Geschäft mit Windparks auf See konnte RWE den operativen Ertrag leicht steigern, wegen schlechter Witterungsverhältnisse brachen die Ergebnisse der Windkraftanlagen an Land indes ein. So hatte die Jahrhundertkälte in Texas im Februar vergangenen Jahres für Einbußen im Geschäft gesorgt. Dort waren zahlreiche Windräder ausgefallen, so dass RWE seine Lieferverpflichtungen nur durch den Einkauf von Strom zu hohen Preisen nachkommen konnte.
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) betrug laut den vorläufigen Zahlen rund 2,19 Milliarden Euro. Der Konzern selbst hatte lediglich ein Ebit von 1,5 bis 1,9 Milliarden Euro angepeilt. "Nach einem ereignisreichen Geschäftsjahr erwarten wir ein hervorragendes Ergebnis für 2021, das unsere Prognose deutlich übertrifft", sagte RWE-Finanzchef Michael Müller am Mittwoch. Als Dividende peilt er weiterhin 90 Cent je Aktie für das Geschäftsjahr 2021 an. Für 2020 hatten Anleger 85 Cent erhalten. Die Hauptversammlung wird am 28. April 2022 virtuell stattfinden.
Unter dem Strich verdiente RWE im vergangenen Jahr mit knapp 1,6 Milliarden Euro ebenfalls mehr als erwartet. Die Verschuldung sei weiter abgebaut worden. Das vollständige Zahlenwerk will der Energieriese wie geplant am 15. März vorlegen.
RWE hat sich in den vergangenen Jahren vom Atom- und Kohle-Dino zu einem der größten Ökostromerzeuger Europas gewandelt. "Auch 2021 haben wir die Entwicklung unseres Portfolios an Windkraft- und Solaranlagen weiter erfolgreich vorangetrieben, sowohl was die Entwicklung, den Bau als auch den Betrieb von Projekten betrifft. Bei der Umsetzung unserer Growing-Green-Strategie sind wir voll auf Kurs", so Müller.
Einschätzung zur RWE-Aktie
Die vorläufigen Zahlen von RWE haben dem Aktienkurs am Mittwoch einen Schub gegeben. Sie stiegen zuletzt um 3,4 Prozent auf 35,84 Euro und setzten sich damit weiter von der bei knapp unter 35,50 Euro verlaufenden 21-Tage-Linie nach oben ab. Diese charttechnische Kennziffer signalisiert den kurzfristigen Trend einer Aktie.
Aufgrund der guten vorläufigen Zahlen bleiben wir bei unserer Kaufempfehlung.
fh/rtr/dpa