Die Stimmung in der RWE-Zentrale in Essen ist deutlich besser als bei Eon in Düsseldorf. Mit der für September erwarteten Zustimmung der Kartellbehörden kann die Aufteilung des Geschäfts der RWE-Tochter Innogy zwischen Eon und RWE abgeschlossen werden. Eon übernimmt mit Innogys lukrativem Stromnetz auch ein notleidendes Geschäft in England und einen gewaltigen Schuldenberg. Das belastet den Aktienkurs der Düsseldorfer seit geraumer Zeit. Die Papiere von RWE legen hingegen beständig zu.
Ende Juli hatte der Konzern seine Jahresprognose nach vorläufigen Zahlen erhöht und legte jetzt die vollständige Bilanz vor. Nach der Aufteilung von Innogy wandelt sich RWE mittelfristig zum Stromerzeuger aus regenerativen Energien. "Die neue RWE hat längst Fahrt aufgenommen", sagt Chef Rolf Martin Schmitz. Unabhängig vom Zeitpunkt der rechtlichen Umsetzung der Innogy-Transaktion stehe RWE der Erfolg der übertragenen Vermögensgegenstände seit dem 1. Januar 2018 zu.
Das bedeutet: Alle Geschäfte von Eon und Innogy bei erneuerbaren Energien zahlten seit anderthalb Jahren in die neue RWE ein. Schmitz nennt zwei Beispiele: Im April wurden in Texas für Eon die Fundamente des Onshore-Windparks Cranell gegossen. Er wird eine Kapazität von 220 Megawatt haben. Ebenfalls in Texas entsteht das 151-Megawatt-Projekt Peyton Creek. Beide Windparks sollen in diesem Jahr ans Netz gehen.
Im ersten Halbjahr lief es für RWE ohnehin besser als erwartet. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebitda) - ohne Innogy - legte um ein Fünftel auf 1,37 Milliarden Euro zu. Das Plus ist vor allem dem Energiehandel zu verdanken. Hier hat RWE wegen der stark schwankenden Strompreise gut verdient und erwartet, dass dieser Effekt im Jahresverlauf anhält. Dass die Dividende für 2019 von 70 auf 80 Cent je Aktie erhöht werden soll, ist ebenfalls ein gutes Zeichen.
Bevor sich RWE vom Atom- und Kohlekonzern zum Ökostromerzeuger wandelt, steht der Plan für den Kohleausstieg bis 2038 aus. Die Essener streben eine rasche Einigung mit der Bundesregierung an und fordern pro Gigawatt Leistung 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro Entschädigung. Fortschritte bei den laufenden Verhandlungen werden aber erst nach den drei ostdeutschen Landtagswahlen erwartet.
Aufwärts: Ein Kompromiss bei der Entschädigung für den Ausstieg aus Atomenergie und Kohleverstromung wird deutlichen Aufwind bringen.
Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 30,00 Euro
Stoppkurs: 20,60 Euro