Dachträger, Fahrradträger, Markisen für Camper, Dachzelte, Gepäckboxen, Fahrradanhänger und vieles mehr. Die Produktpalette von Thule ist riesig. 1942 wurde das Unternehmen in Schweden gegründet. Ziel war es von Anfang an, Produkte für Outdoorfans und aktive Familien anzubieten. Seit Mitte 2014 ist das Unternehmen an der Nasdaq in Stockholm gelistet. Ganz stark ging es durch die Corona-Krise: Zwar spürte Thule auch ab Mitte März des ersten Quartals 2020 die Auswirkungen der Pandemie. Ähnlich wie andere Anbieter von Freizeitartikeln kamen die Skandinavier allerdings sehr gut durch die Krise. Denn ungebrochen ist der Trend etwa zum Campen: Knapp 50 Prozent legten die Zulassungen für Wohnmobile im Vergleich zu 2019 zu. Der Caravaning-Industrieverband meldete im vergangenen Jahr 78 000 Neuanmeldungen. Wer aktuell ein Reisemobil bei den Herstellern ordern will, muss sich auf lange Wartezeiten einstellen. Die Hersteller kommen mit der Produktion nicht mehr hinterher. Letztlich schlug sich der Trend hin zum Individualurlaub voll in der Bilanz von Thule nieder: Im ersten Quartal erwirtschafteten die Schweden ein Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahresquartal von 46 Prozent auf rund 250 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte um 86 Prozent auf knapp 60 Millionen Euro zu. Erst vor Kurzem gab Vorstandschef Magnus Welander einen längerfristigen Ausblick, der dafür spricht, dass Thule weiterhin Marktführer in vielen Bereichen bleibt. Vor allem aber auch, dass trotz der Unsicherheit durch die Pandemie die Skandinavier weiterhin gute Geschäfte machen: "Wir sind davon überzeugt, dass der positive Trend für Freizeit- und Urlaubsaktivitäten in der näheren Umgebung unserer Heimat für unsere Produktkategorien stark bleiben wird", sagte der CEO. Bis zum Jahr 2030 sollen die Erlöse noch einmal verdoppelt werden. Was jedoch mindestens genauso wichtig ist: Thule will nicht lediglich wachsen, sondern einen starken Cashflow generieren. Seit dem Börsengang ist der Free Cashflow sukzessive gestiegen. Lag er 2014 noch bei rund 60 Millionen Euro, kletterte er im vergangenen Geschäftsjahr auf rund 160 Millionen Euro.
Solide finanziert
Bereits in den zurückliegenden Jahren gelang es, Schulden aus dem laufenden Geschäft abzubauen, sodass der Konzern sehr solide finanziert ist. Die Ebit-Marge soll bei mehr als 20 Prozent liegen und 75 Prozent des Nettogewinns sollen an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Klar liegt der Fokus auf organischem Wachstum. Fünf Prozent des Umsatzes sollen auch weiterhin in die Entwicklung neuer Produkte investiert werden. Ein Testcenter soll bis Mitte 2022 erweitert werden. Das organische Wachstum dürfte längst noch nicht ausgereizt sein. Allerdings will Thule, sollte ein interessantes Unternehmen zum Verkauf stehen, auch immer wieder Akquisitionen prüfen und passende Firmen übernehmen. Das Charmante an einer Übernahme liegt vor allem darin, dass man schneller in neue Märkte vorstoßen kann.
Mit einem Anteil von 65 Prozent am Umsatz ist das Segment für Träger aller Art das mit Abstand größte: Hier kommt Thule zugute, dass der Fahrradmarkt insgesamt extrem stark läuft. Ungebrochen ist vor allem die Nachfrage nach Elektrorädern. Gut für Thule: Die teuren und schweren Räder wollen schließlich sicher transportiert werden. Am wachstumsstärksten hingegen ist das Geschäft mit Fahrradanhängern. Hier übernahm Thule bereits im Jahr 2011 den kanadischen Hersteller Chariot. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Trend zum Radfahren nicht abebbt und Thule in diesem Segment weiter Marktanteile gewinnen kann. Etwas mehr als 70 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet der Konzern in Europa und dem Rest der Welt, knapp 30 Prozent kommen aus Amerika.
Was alle Thule-Produkte vereint: In den einzelnen Kategorien gehören sie immer zu den teuersten ihrer Klasse. Klarer Fokus liegt auf Qualität, aber auch auf Nachhaltigkeit. Und die liegt aktuell voll im Trend. Verantwortungsbewusst mit möglichst wenig negativen Auswirkungen auf Klima und Umwelt sollen die Produkte hergestellt werden. Die Schweden haben sich verpflichtet, die Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zum Jahr 2019 um knapp 50 Prozent zu reduzieren.
Der Titel ist zwar nicht mehr ganz günstig bewertet. Doch wie so häufig gilt auch bei Thule: Qualität hat eben ihren Preis. Aktuell kostet das Unternehmen an der Börse rund den doppelten Umsatz und wird mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 26,5 für das Jahr 2022 bewertet. Seit dem Börsengang hat sich der Aktienkurs stark erhöht, nämlich um das 5,5-Fache.
In Deutschland kann die Aktie erst seit wenigen Monaten gehandelt werden. Anleger sollten Käufe streng limitieren, wenn sie hier ordern. Die Umsätze an den Börsenplätzen sind noch gering. Gelingt es den Schweden, die Aufmerksamkeit zu steigern, könnte sich das bald ändern.