Schon am Mittwoch hatten sie bei 18,30 Euro zeitweise ein Rekordhoch erreicht und vier Prozent höher geschlossen, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg über ein Interesse des finnischen Versorgers Fortum an den Uniper-Anteilen von E.ON berichtet hatte. Keines der drei Unternehmen wollte sich dazu äußern. Mit der Situation vertrauten Personen zufolge hat E.ON die US-Investmentbank Goldman Sachs engagiert, um Optionen für einen Verkauf der 47 Prozent an Uniper auszuloten. Uniper hat einen Börsenwert von rund sechs Milliarden Euro.
INDEPENDENT RESEARCH HEBT ZIEL FÜR UNIPER AUF 18 EURO - 'HALTEN'
Das Analysehaus Independent Research hat das Kursziel für Uniper nach dem Medienbericht über ein Interesse des finnischen Versorgers Fortum an der Eon-Kraftwerksbeteiligung von 17 auf 18 Euro angehoben, aber die Einstufung auf "Halten" belassen. Eine solche Transaktion sei wahrscheinlicher als eine Veräußerung an RWE, schrieb Analyst Sven Diermeier in einer Studie vom Donnerstag. Zudem würde der Kauf des Eon-Anteils und ein anschließendes Pflichtübernahmeangebot der Finnen an die übrigen Aktionäre die Uniper-Aktie im Vergleich zu einer Anteilsplatzierung von Eon an der Börse weniger belasten. Fortum würde damit seine Marktstellung in Schweden und Russland ausbauen sowie in die neuen Märkte Deutschland und Großbritannien eintreten
Die Analysten von Jefferies bezweifelten, ob Uniper strategisch ideal für Fortum sei. Zwar hätten die beiden einige sich ergänzende Geschäftseinheiten, grundsätzlich wolle Fortum aber lieber in grüne Energien investieren. Da seit dem Börsengang der Uniper-Kurs um rund 80 Prozent gestiegen sei, müsse jeder Käufer spürbare Synergien bei einer Übernahme erzielen. Für Fortum werde es herausfordernd, eine solche Transaktion zu stemmen, schrieben Jefferies-Analysten. Fortum wird mit rund 12,8 Milliarden Euro bewertet.
Optimistischer äußerten sich dagegen die Analysten der französischen Großbank Societe Generale. "Zwei von drei Sparten passen perfekt zu Fortum." Zudem sei Uniper günstig bewertet und Fortum habe nach der Trennung von seinen Vertriebseinheiten viel Geld für Investitionen. Aktien von E.ON gewannen am Donnerstag 0,5 Prozent und Fortum 1,5 Prozent.
INTERESSENTEN MÜSSEN STEUEREFFEKT IM AUGE HABEN
Interessenten für den E.ON-Anteil an der Kraftwerkstochter Uniper müssen Analysten zufolge auch Steuereffekte in ihre Kalkulationen einbeziehen, wenn sie noch in diesem Jahr zuschlagen wollen.
Komme es tatsächlich noch 2017 zu einem Verkauf, werde dies Steuereffekte in einer Höhe zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Euro auslösen, sagte Bernstein-Analystin Deepa Venkateswaran. Dies sei angesichts des Wert des Uniper-Anteils von 2,8 Milliarden Euro nicht unerheblich. E.ON will sich erklärtermaßen eigentlich erst ab 2018 von der Beteiligung trennen.
Bei der Übernahme des gesamten Anteils von 47 Prozent - also über der 30-Prozent-Schwelle - würde zudem ein Angebot an die übrigen Aktionäre fällig, das das Volumen eines Angebots auf bis zu 7,6 Milliarden Euro in die Höhe schrauben könnte. Zudem lasten knapp drei Milliarden Euro Schulden auf Uniper.
Insider hatten Reuters in der Vergangenheit gesagt, die Finnen seien nur an Teilen von Uniper interessiert. Fortum-Chef Pekka Lundmark hatte im November erklärt, nach Übernahmezielen Ausschau zu halten. Deutsche Energieunternehmen waren in jüngster Vergangenheit immer wieder in das Zentrum von Übernahmespekulationen gerückt.
rtr/dpa-AFX