Man müsse sich fragen, ob der Energiekonzern den Sack nicht zu früh zugemacht habe. Dies werde auch ein Thema auf der Hauptversammlung im kommenden Jahr sein.
E.ON hat mit dem finnischen Versorger Fortum eine Vereinbarung getroffen, wonach dieser Anfang 2018 ein Uniper-Paket von 47 Prozent an dem Kraftwerksbetreiber Uniper für 22 Euro je Aktie übernehmen kann. E.ON würde dabei rund 3,8 Milliarden Euro kassieren. Das vor einem Jahr an der Börse zum Preis von gut zehn Euro erstmals notierte Uniper-Papier ist jedoch inzwischen auf über 24 Euro gestiegen. E.ON sagte den Finnen zudem eine Ausgleichszahlung (Break-up Fee) in Höhe von 752 Millionen Euro zu, sollte der Konzern sich anders entscheiden.
"VORGEHEN VON E.ON VERHINDERT BIETERRENNEN"
"Die Höhe ist ganz ungewöhnlich. Ich habe noch nie eine so hohe Break-up Fee gesehen", sagte Hechtfischer. E.ON-Chef Johannes Teyssen müsse in der Hauptversammlung erklären, wie es dazu gekommen sei. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass E.ON das freiwillig angeboten hat." Durch die Höhe der Ausfallprämie sei es schwer für andere Interessenten ins Rennen einzusteigen, da diese in einem Angebot die Höhe der Prämie mit abdecken müssten. "Von daher ist das schon ein Bollwerk." Unklar sei zudem, warum Teyssen den Verkauf nicht bis zum Ende und zu höheren Preisen ausgereizt habe. E.ON wollte sich dazu am Freitag nicht äußern.
Den Uniper-Aktionären könne der DSW natürlich bei den derzeitigen Kursen nicht empfehlen, das Angebot von Fortum anzunehmen, sagte Hechtfischer. Er befürchte, dass einige Anleger, die von der Bank Post bekämen, dies täten, ohne sich vorher schlau zu machen. Der letzte Fall dieser Art sei das offizielle Angebot von Heinz Hermann Thiele für den Bahntechnikkonzern Vossloh gewesen, das weit unter dem aktuellen Kurs gelegen habe. Trotzdem seien damals Aktien für diesen Preis angedient werden. "Wenn das Angebot da ist, kann man nur sagen, schaut auf den Kurs. Für 22 Euro gebe ich nichts ab, was an der Börse 24 Euro wert ist."
RWE KÖNNTE MIT UNIPER MEHR DRUCK AUF POLITIK ERZEUGEN
Uniper-Chef Klaus Schäfer hat den Vorstoß der Finnen als feindselig bezeichnet. "Die strategischen Ziele von Fortum sind unklar", kritisiert auch Hechtfischer. Möglich sei, dass Uniper zerschlagen werde. Interesse an Kraftwerken wird RWE nachgesagt. RWE könne damit seine Bedeutung für eine sichere Energieerzeugung rund um die Uhr ausbauen und mehr Druck auf die Politik für einen Kapazitätsmarkt ausüben. "Zusammen wären sie schon ein Pfund."