"Die Abkühlung der Weltwirtschaft wäre kein so großes Problem, wenn sie nicht zu einer Zeit käme, da das Vertrauen in die Notenbanken, effektive Lösungen zu bieten, bröckelt", betonte Didier Saint-Georges, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Carmignac. Andreas Paciorek, Analyst des Online-Brokers CMC Markets, äußerte sich ähnlich. "Zu wenig Beweise lieferten die Konjunkturdaten in den vergangenen Monaten dafür, dass niedrige Zinsen und damit billiges Geld allein ausreichen, um die Weltwirtschaft wieder in Fahrt zu bringen. Im Gegenteil, die Bilanzen der Unternehmen zum dritten Quartal könnten hier eine andere Sprache sprechen."
KEIN ENDE DER POLITIK DES BILLIGEN GELDES IN SICHT
Nach eine Reihe enttäuschender Konjunkturdaten gehen Börsianer inzwischen davon aus, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen frühestens im März 2016 anheben wird. Dies setzte dem Dollar am Montag erneut zu. Der Euro verteuerte sich um 0,2 US-Cent auf 1,1375 Dollar. Aussagen von Mario Draghi bremsten den Kursanstieg allerdings. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte am Freitag betont, bei Bedarf das Wertpapier-Ankaufprogramm ausweiten zu wollen. An den Börsen wird wegen der schwächelnden Konjunktur in der Euro-Zone seit längerem darüber spekuliert.
Am Wochenende erleichterte die People's Bank of China (PBoC) es den heimischen Geschäftsbanken, bei ihr frisches Geld aufzunehmen und schürte damit Spekulationen auf weitere Konjunkturhilfen. Anleger gehen davon aus, dass die Regierung die Maßnahmen im Rahmen des neuen Fünf-Jahres-Plans in den kommenden Wochen ankündigen wird.
STRESSTEST-ERGEBNISSE BEFLÜGELN VERSORGER
Bei den Aktienwerten sorgten die Kurssprünge von RWE und E.ON von zeitweise jeweils mehr als zehn Prozent für Furore. Dem Ergebnis eines vom Bund in Auftrag gegebenen Gutachtens zufolge können die Versorger die Kosten für den Rückbau der Kernkraftwerke und die Lagerung von Atommüll stemmen. Mit den Stresstest-Ergebnissen hätten die Energiekonzerne nun ein Problem weniger, hieß es in einem Kommentar der französischen Bank Societe Generale. Mitte September hatte ein Bericht über eine angebliche milliardenschwere Finanzierungslücke Panik-Verkäufe bei E.ON und RWE ausgelöst.
An der Mailänder Börse stiegen die Aktien von Fiat um bis zu drei Prozent auf ein Zwei-Monats-Hoch von 14,22 Euro. Hier hellte der nahende Börsengang von Ferrari die Stimmung auf. Der italienische Autobauer bietet die Papiere seiner Sportwagen-Tochter, für deren Formel-1-Rennstall der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel fährt, zum Preis von je 48 bis 52 Dollar an. Damit würde die Traditionsfirma mit dem sich aufbäumenden schwarzen Pferd im Logo mit knapp zehn Milliarden Dollar bewertet. Ferrari-Titel sollen bis Mitte Oktober an der New Yorker Börse debütieren.
Reuters