Die Kurse am deutschen Aktienmarkt haben sich zuletzt deutlich von ihren Jahrestiefs gelöst. Die zwischenzeitlich sehr stark ausgeprägte Kursschwäche konnte dabei verglichen mit dem Stand zum Ende des Vorjahres ausgebügelt werden. Gegenüber dem im April markierten Vorjahreshoch weist der DAX aber noch immer einen deutlichen Abschlag auf.
Sucht man nach Titeln, für die es in den vergangenen zwölf Monaten deutlich besser gelaufen ist, fällt das Ergebnis relativ mager aus. Die Liste mit Aktien von Unternehmen, der Kurs sich auf einem 52-Monats-Hoch bewegt, ist jedenfalls einigermaßen überschaubar. Unter den ausgespuckten Titeln stecken vor allem Nebenwerte. Vier davon stellt Börse Online auf den nachfolgenden Seiten etwas näher vor. Gemeinsam ist diesen Aktien wie erwähnt ein 52-Wochen-Hoch und eine in der jüngeren Vergangenheit gegenüber dem Gesamtmarkt aufgebaute relative Stärke.
Aktien mit diesen Charakteristika sind interessant, weil die zuletzt demonstrierte Kursstärke zumeist als ein Hinweis darauf gewertet werden darf, dass sich auch operativ positives tut. Außerdem ist es erfahrungsgemäß so, dass sich charttechnische Trends eher fortzusetzen pflegen, als ohne Vorankündigung von heute auf morgen in die andere Richtung abzudriften. Verstärkt wird dieser Effekt noch dazu, dass es heutzutage viele Marktteilnehmer gibt, die bevorzugt auf Titel mit einem starken Momentum setzen. Die vier nachfolgend präsentierten Aktien haben so gesehen alle eine faire Chance auf einen Fortbestand der jüngst demonstrierten Kursstärke.
Deutscher Nebenwert mit 52-Wochen-Hoch, Nummer eins: Steico SE (WKN: A0LR93, 9,85 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben stammen vom 25. April)
Zu den deutschen Nebenwerten, die charttechnisch betrachtet viel versprechend aussehen, zählt Steico. Die Aktie des Spezialisten für ökologische Hausdämmung, der sich selbst als das weltweit führende Unternehmen bei der Herstellung und dem Vertrieb von Holzfaser-Dämmstoffen bezeichnet, hat sich seit 2009 mehr als verzehnfacht. Denn damals notiert der Kurs im Tief bei 0,96 Euro. Zwischendurch gab es zwar auch Hängephasen, aber wie die Zugehörigkeit zu jenen deutschen mit einem 52-Wochen-Hoch beweist, läuft es derzeit wieder rund an der Börse. Die Notiz bewegt sich auf dem höchsten Stand seit August 2011 und durch die jüngsten Avancen scheint jetzt der Weg frei zu sein für einen Angriff auf das im Jahr 2011 bei 12,34 Euro aufgestellte Zwischenhoch.
Noch oben getrieben wurden die Kurse fundamental betrachtet durch ein gut verlaufenes Geschäftsjahr 2015. So kam der Umsatz um 8,1 Prozent auf 174,7 Millionen Euro voran und der Gewinn vor Steuern und Zinsen sogar um 22 Prozent auf 12,2 Millionen Euro. Operativ positiv entwickelt haben sich dabei vor allem die Produktgruppen Holzfaser-Dämmstoffe und Stegträger, während sich das Segment Holz-Großhandel rückläufig entwickelte. Auf der Ergebnisseite halfen außerdem eine hohe Auslastung der Produktionskapazitäten und Effizienzsteigerungen.
Trends, die laut Prognose des Vorstandes im laufenden Jahr anhalten sollten. Aus der Inbetriebnahme einer neuen Produktionsanlage für Furnierschichtholz im Jahr 2015 erhofft man sich über die Eigenfertigung des für Stegträger wichtigen Furnierschichtholzes deutliche Kostensenkungen und nachhaltige Margensteigerung. Vor diesem Hintergrund stellte die Geschäftsleitung auch für das Jahr 2016 ein fortgesetztes Unternehmenswachstum in Aussicht. Ein Versprechen, das anscheinend eingelöst werden kann. Zumindest machen die zum Wochenauftakt gemachten Angaben zum Geschäftsverlauf Mut. Demnach kletterte der Umsatz um weitere 4,7 Prozent auf 46,9 Millionen Euro, während sich der Periodenüberschuss von 0,7 Millionen auf 2,7 Millionen Euro verbesserte. Nach dem vierten Rekordquartal in Folge blickt der Vorstand zuversichtlich auf den weiteren Jahresverlauf.
Losgelöst von der kurzfristigen Geschäftsentwicklung ist die Gesellschaft grundsätzlich gut aufgestellt, um von einer relativ gut laufenden Baukonjunktur zu profitieren. So lobt sich das Unternehmen selbst für eine aus eigener Sicht branchenweit einmalige Produktvielfalt und Fertigungstiefe. Als Systemanbieter für den ökologischen Holzbau zählen zum Sortiment neben dem Kerngeschäft der Holzfaser-Dämmstoffe wie bereits angedeutet auch Stegträger als konstruktive Bauelemente sowie Furnierschichtholz. Daneben stellt Steico Hartfaserplatten her und ist im Holzhandel aktiv. Der Verwaltungssitz der rund 1.300 Mitarbeiter umfassenden Gruppe befindet sich in Feldkirchen/München und die Produktion erfolgt an den drei europäischen Standorten Czarnków (Polen), Czarna Woda (Polen) und Casteljaloux (Frankreich).
Anziehungskraft hat der Titel auch für Anleger, die, so wie es im Idealfall sein sollte, auf nachhaltiges Wirtschaften Wert legt. Jedenfalls verspricht Steico, auf nachhaltige Produkte aus umweltgerecht genutzten Ressourcen zu setzen. Als ein Beleg dafür wird darauf verwiesen, dass man als erster Hersteller die gesamte Palette der Holzfaser-Dämmstoffe FSC (Forest Stewardship Council) habe zertifizieren lassen. Holz für die eigenen Produkte wird den Angaben zufolge außerdem nur von nachhaltig bewirtschafteten Forsten gekauft. Ganz allgemein tragen Holzfaser-Dämmstoffe zu einem geringeren Energieverbrauch bei.
Analysten gehen bisher für das laufende Jahr von einem Gewinn je Aktie von 0,66 Euro aus. Das entspricht einem geschätzten KGV von 15,1. Optisch sieht das nicht auffällig günstig aus, doch es muss auch die gute Positionierung der Gesellschaft beachtet werden sowie die Aussicht auf weiter steigende Gewinne. Solange diese abgeliefert werden, stehen die Chancen auf einen Fortbestand der zuletzt gezeigten relativen Stärke gut. Als Risikofaktor zu beachten ist aber der in der Branche vorherrschende Preisdruck und natürlich würden sich auch allgemein Dämpfer für die Bauwirtschaft negativ bemerkbar machen.
Deutscher Nebenwert mit 52-Wochen-Hoch, Nummer zwei: Intershop Communications AG (WKN: A0EPUH, 1,50 Euro)
Beim zweiten Favoriten Intershop Communications AG muss bei der Würdigung der charttechnischen Lage klar zwischen der kurz- und der langfristigen Entwicklung unterschieden werden. Langfristig betrachtet muss hier ganz klar von einem Flopp gesprochen werden. Denn nach einem Höhenflug zur Jahrtausendwende, der den Kurs damals in der Spitze bis auf sagenhafte 1.961 Euro trieb, blieb nach einem anschließend folgenden langen Abstieg letztlich nicht mehr viel übrig.
Im Vorjahr fristete der Titel dann phasenweise sogar ein Dasein als Penny-Stock. Doch gemessen an dem da im März bei 0,84 Euro aufgestellten Rekordtief ist die Notiz inzwischen sogar dabei, sich zu verdoppeln. Noch wichtiger als das ist aber, dass sich der Kurs bis an eine langfristig wichtige Abwärtstrendlinie herangepirscht wird. Dadurch zählt nach oben oder unten ab sofort jeder Cent, denn es geht darum, ob der Titel im Abwärtstrend verharrt oder mit einem erfolgreichen Ausbruch sogar ein zusätzliches prozyklisches charttechnisches Kaufsignal generiert wird.
Begleitet wurde die jüngste Kurserholung auch von geschäftlichen Hoffnungsschimmern. Beim operativen Ergebnis ergab sich jedenfalls im Vorjahr eine Verbesserung von -2,1 Millionen Euro auf 3,5 Millionen Euro und mittelfristig setzen die Verantwortlichen vor dem Hintergrund vielversprechender Umsatzpotenziale im B2B- und Cloud-Bereich darauf, hohe Wachstumsraten erzielen zu können. Wobei 2016 aber erst noch weitere Investitionen in die Produktentwicklung, Vertrieb und Marketing anstehen. Hilfreich ist es in diesem Zusammenhang, dass sich die liquiden Mittel Ende 2015 mit 15,2 Millionen Euro deutlich über dem Vorjahreswert von 6,4 Millionen Euro bewegten. Nicht unterschlagen werden sollte allerdings auch, dass für das Vorjahr ein Umsatzrückgang von sieben Prozent auf 42,7 Millionen Euro zu Buche stand. Wobei sich bei Berücksichtigung des in 2014 erfolgten Verkaufs der Tochtergesellschaft SoQuero GmbH praktisch unveränderte Erlöse ergeben.
Wenn man sich überlegt, in welchen Bereichen Intershop tätig ist, taucht sofort die Frage auf, warum es die Gesellschaft in den vergangenen Jahren nicht geschafft, eine spannende Kapitalmarktstory zu generieren. Denn als Anbieter von Enterprise-Lösungen für den Omni-Channel-Commerce ist man im Grunde genommen in einem sehr viel versprechenden Segment aktiv. Schließlich hilft man den Kunden, zu denen eigenen Angaben zufolge weltweit mehr als 300 große und mittelständische Unternehmen (unter anderem HP, BMW, Bosch und Deutsche Telekom) zählen, mit passenden Handelslösungen dabei, die Potentiale des boomenden Online-Handels für sich zu nutzen. Konkret werden Standardsoftware für den Vertrieb über das Internet sowie alle zugehörigen Dienstleistungen. Darüber hinaus übernimmt man im Auftrag der Kunden die gesamte Prozesskette des Online-Handels einschließlich Fulfillment. Das in Jena ansässige Unternehmen unterhält dabei Niederlassungen in den USA, Europa, Australien und China.
Um nachhaltiger als bisher in die Erfolgsspur zu kommen, wird intern weiter an verschiedenen Stellen geschraubt. So wurde jüngst mit dem Anbieter von Software für elektronische Kassensysteme Wincor Nixdorf eine Kooperation zur Entwicklung von IT-Lösungen für den Einzelhandel vereinbart. Die Zusammenarbeit mit der Würth-Gruppe wurde erweitert, nachdem der Weltmarktführer im Handel mit Montage- und Befestigungsmaterial entschieden hat, das Online-Geschäft weiter auszubauen. Außerdem gab es eben Verschiebungen im Beteiligungsbereich. Die von Ebay an einen Finanzinvestor verkaufte Ebay Enterprise Inc. hat ihre Beteiligung von 24,9 Prozent an die Fondsberatungsgesellschaft Shareholder Value Management AG abgegeben, die bereits zuvor drei Prozent an Intershop hielt. Eine Lösung, die Unsicherheit aus dem Markt und damit vom Kurs nimmt.
Deutscher Nebenwert mit 52-Wochen-Hoch, Nummer drei: Frosta AG (WKN: 606900, 54,49 Euro)
Auf einer regelrechten Erfolgswelle schwimmt die Aktie von Frosta. Seit Ende 2012 hat sich die Notiz ausgehen von 14,81 Euro bis auf den aktuellen Stand nach oben geschraubt. Aus einem zuvor mehrere Jahre lang langweiligen Titel ist dadurch ein regelrechter Überflieger geworden. Zuletzt hat sich dabei fast so etwas wie eine Fahnenstange herausgebildet. Eine Konstellation, die charttechnisch gesehen kurzfristig normalerweise nach einer Konsolidierung verlangt. Längerfristig betrachtet stimmt aber natürlich die Ausgangslage.
Die Kurs-Erfolgswelle hat damit zu tun, dass das auf Tiefkühlkost mit Reinheitsgebot spezialisierte Unternehmen mit dem Thema gesunde Ernährung erfolgreich auf einer anderen Welle reitet. Begünstigt wird das durch eine unternehmensintern getroffene strategische Grundsatzentscheidung. Denn man hat als damals erste und einzige Tiefkühlmarke in Deutschland 2013 damit begonnen, sämtliche Zusatzstoffe wie Farbstoffe, Aromen, Geschmacksverstärker, Stabilisatoren und Emulgatoren aus den Produkten zu verbannen.
Zur Geschäftsphilosophie zählt dabei auch das Angebot einer Webseite, auf der sich die Kunden über das Herkunftsland jeder einzelnen Zutat eines Frosta-Gerichtes informieren können. Auch sonst wird bei der Eigenmarke Frosta auf möglichst viel Transparenz für den Verbraucher gesetzt. Zum Ausdruck kommt das durch die Angaben der Herkunftsländer der Zutaten direkt auf den Verpackungen. Mit allen diesen Maßnahmen hat sich Frosta in Sachen Transparenz zum Vorreiter in der Lebensmittelbranche gemausert. Eine Politik, die wie der Chart zeigt, auch an der Börse geschätzt wird, weil Transparenz auch bei den Konsumenten immer stärker als Kaufkriterium wichtig wird.
Der Bremerhavener Tiefkühlkost-Hersteller für Fisch, Gemüse und Fertiggerichte beschäftigt mehr als 1.600 Mitarbeiter in acht Ländern. Produziert wird in drei Werken in Deutschland und einem in Polen. In Deutschland sieht sich Frosta im Bereich der tiefgekühlten Fertiggerichte als Marktführer. Tätig ist die Gesellschaft auch als Produktionspartner von hochwertigen Kundenmarken für den europäischen Einzel- und Großhandel.
Was die Geschäfte anbelangt, stiegen im vergangenen Jahr sowohl der Absatz als auch der Umsatz mit der Marke Frosta im Handel um 12,5 Prozent. Besonders stark legten die Bereiche Fisch (plus 23 Prozent) und Gemüsezubereitungen (plus 25 Prozent) zu. Der Gesamtumsatz der Frosta AG kam 2015 um 7,9 Prozent auf 440 Mio. Euro voran. Das Konzernjahresergebnis verbesserte sich leicht unterproportional von 17,3 Millionen Euro auf 18,2 Millionen Euro. Starker Preisdruck war im Bereich Private Label zu spüren. Auf der Agenda stehen eine Preiserhöhung für Fischprodukte und Kosteneinsparungen. Die Produktion in Bremerhaven soll ausgebaut werden. In den Standort sollen fast sieben Millionen Euro investiert werden. Für 2016 wird eine Verbesserung der Margen angestrebt. Die Geschäfte zum Jahresauftakt seien gut gelaufen. Das geschätzte KGV für 2016 ist auf gut 16 zu taxieren. Das ist inzwischen ein Bewertungsniveau, das die gestiegene Wertachtung durch die Börsianer zum Ausdruck bringt.
Deutscher Nebenwert mit 52-Wochen-Hoch, Nummer drei: Bet-at-home AG (WKN: A0DNAY, 133,80 Euro)
Einfach nicht zu bremsen ist seit Ende 2012 der Aktienkurs der Bet-at-home AG. Damals im Dezember notierte der Titel im Tief noch bei 16,69 Euro, bevor anschließend der Kursturbo eingeschaltet wurde. Sogar noch besser fällt die Bilanz aus, wenn als Maßstab das damalige Zwischentief von 5,22 Euro herangezogen wird oder noch besser, das Rekordtief von 1,40 Euro aus dem Jahr 2004. Allgemein hinterlässt der Chart einen hervorragenden Eindruck und es würde nicht überraschen, wenn es für die Notiz noch etwas weiter nach oben gehen würde.
Hinter der Erfolgsstory steckt ein Online-Gaming Spezialist, der Sportwetten, Livewetten, Casino, Live-Casino, Games, Poker und Virtual im Produktportfolio hat. Das gesamte Angebot ist in 15 Sprachen verfügbar. Die Unternehmensgruppe verfügt über Gesellschaften in Österreich, Deutschland, Malta und Gibraltar. Beschäftigt wurden Ende 2015 264 Mitarbeiter. Mit knapp 4,3 Millionen registrierten Kunden weltweit zählt das an der Frankfurter Börse notierte Unternehmen eigenen Angaben zufolge zu den erfolgreichsten Glücksspielanbietern Europas.
Die Aktionäre des Anbieters von Online-Gaming und Online-Sportwetten haben auch allen Grund zufrieden zu sein. Denn im Vorjahr stiegen die Brutto-Wett- und Gaming-Erträge um 13,6 Prozent auf 121,6 Millionen Euro und der Gewinn vor Steuern und Zinsen kam um 5,0 Millionen Euro auf 30,8 Millionen Euro. Für 2016 hat der Vorstand für den Brutto-Wett- und Gaming-Ertrag einen Anstieg von zehn Prozent auf 134,0 Millionen Euro vorhergesagt. Beim EBITDA sollen rund 30,0 Millionen Euro hängen bleiben, nach 31,7 Millionen Euro im Vorjahr.
Das geschätzte KGV für 2016 bewegt sich bei 15,5. Zu berücksichtigen sind hier neben einer Konzerneigenkapitalquote von zuletzt 74,1 Prozent auch liquide Mittel und Wertpapiere des Umlaufvermögens, die sich Ende 2015 auf 50,1 Millionen Euro beliefen, nach 31,5 Millionen Euro Ende 2014. Kapital, das bei der Würdigung der Marktkapitalisierung von 469,50 Millionen Euro und der Bewertung des Titels nicht außen vor gelassen werden sollte.
Hinzu kommt ein Dividendenvorschlag, der für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividendenerhöhung von 1,20 Euro auf 4,50 Euro je Aktie vorsieht. Zusammengefasst klingt das nach einer runden Sache, die für einen Fortbestand der relativen Stärke dieses Titels spricht.