"Wir profitieren stark von einem sich beschleunigenden Trend zur Digitalisierung in allen Branchen und Vertriebskanälen", sagte Vorstandschef Markus Braun. Eine neue Ergebnisprognose für das kommende Jahr legte das Management noch nicht auf den Tisch. Analysten schätzen im Schnitt, dass es aber auch 2018 weitergeht mit dem Aufwärtskurs, und dass Wirecard dann 515 Millionen Euro vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verdienen wird. Für dieses Jahr stehen 398 bis 415 Millionen Euro im Plan - das wäre also noch einmal ein Anstieg um fast ein Viertel.
Baader-Analyst Knut Woller verwies darauf, dass die Zahlen einen Tick schwächer ausgefallen seien als die vor drei Wochen veröffentlichten Eckdaten angedeutet hätten. Da hatte Wirecard erneut den Ausblick für das operative Ergebnis angehoben. Zudem habe das Nettoergebnis wegen der Steuerquote nicht ganz so gut abgeschnitten wie von ihm gedacht, schrieb Woller.
Immerhin: Das brummende Geschäft mit der Abwicklung von Zahlungen im Internet sorgte im dritten Quartal zusammen mit Zukäufen für ein Umsatzplus von knapp 52 Prozent auf 405,9 Millionen Euro. Das Ebitda kletterte um 35 Prozent auf 110,1 Millionen Euro.
Wirecard wickelt Zahlungen im Internet ab, hat aber auch eine Banklizenz und gibt für die Abwicklung von Zahlungen unter anderem Kreditkarten der großen Konzerne aus. An den abgewickelten Transaktionen verdient Wirecard über Gebühren mit. Das Volumen der Käufe auf der eigenen Plattform wuchs in den ersten neun Monaten des Jahres um gut 43 Prozent auf 62,5 Milliarden Euro. Vor allem außerhalb Europas legte Wirecard stark zu. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen vor allem in Asien kräftig zugekauft, ist zuletzt aber auch in den nordamerikanischen Markt eingetreten.
Zur Hälfte wickelt Wirecard Zahlungen von Konsumgütern wie von Online-Versendern und dem stationären Handel ab. Hinzu kommen zu rund einem Drittel Einkäufe von digitalen Gütern wie Musik, Downloads und Apps, aber auch Einzahlungen bei Glücksspielanbietern im Netz. In diesem Zuge hatten zuletzt die Enthüllungen rund um die "Paradise Papers" aus Steueroasen für Bewegung bei der Aktie gesorgt, weil mit ihnen das Geschäftsgebahren von Kunden in den Fokus geriet. Wirecard beteuert, voll rechtskonform gehandelt zu haben.
Trotz einiger Stolpersteine konnte dem Aufwärtstrend der Aktie bislang aber ohnehin nur wenig etwas anhaben. Im Frühjahr 2016 sorgte eine Attacke von Leerverkäufern mit unbewiesenen Vorwürfen für teilweise deutliche Kursverluste. Seitdem kennt das Papier aber nahezu nur einen Weg: nach oben. Allein in diesem Jahr hat sich der Kurs verdoppelt.
Der Konzern ist an der Börse aktuell rund 10 Milliarden Euro wert. Zum Vergleich: Die Commerzbank kommt auf gut 14 Milliarden, die Deutsche Lufthansa und RWE liegen zwischen 12 und 13 Milliarden Euro. Mehr als Dax (DAX 30)-Leichtgewicht ProSiebenSat.1 (ProSiebenSat1 Media SE) mit weniger als 6 Milliarden Euro bringt Wirecard aber schon jetzt auf die Waage.