Die Verhärtung der Fronten im griechischen Schuldenstreit hat den Aktienanlegern in Europa am Mittwoch zu schaffen gemacht. Der Dax verlor bis zum Nachmittag 0,7 Prozent auf 10.964 Punkte, der EuroStoxx50 büßte 0,9 Prozent ein. "Neuerdings werden persönliche Giftpfeile zwischen Athen und Brüssel hin- und hergeschossen", sagte Moritz Westerheide, Analyst bei der Bremer Landesbank. Es sei fraglich, wie so noch eine einvernehmliche Lösung gefunden werden könnte. Laut Händlern belastete zudem die Unsicherheit vor der für den Abend anstehenden Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed. Spekulationen auf eine Verschiebung der ursprünglich noch für den Sommer erwarteten Zinswende stützten den Euro.

Die Chancen für eine Einigung beim Treffen der Euro-Finanzminister am Donnerstag in Brüssel sind nach Einschätzung des Eurogruppen-Chefs Jeroen Dijsselbloem sehr klein. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble rechnet offenbar ebenfalls nicht mit Beschlüssen zu Griechenland am Donnerstag. Allerdings wird die Zeit knapp: Das Hilfsprogramm läuft Ende des Monats aus. Die Gläubiger knüpfen weitere Hilfen an Reformzusagen aus Athen. Erhält die Regierung bis Ende des Monats keine neuen Gelder, droht die erste Pleite eines Euro-Landes .

An der Athener Börse überwog dennoch Gelassenheit: Der Leitindex verlor ein Prozent, die Renditen der zwei- und zehnjährigen Staatsanleihen verharrten nahe des Vortagesniveaus.

Auch am Devisenmarkt ließ die Schulden-Saga die Anleger eher kalt. Hier setzten sie darauf, dass sich die Fed angesichts der noch nicht ganz überzeugenden US-Konjunkturentwicklung mit der Zinswende Zeit lassen wird. Die meisten Fachleute rechnen damit, dass eine Zinserhöhung im September oder noch später ansteht. Die US-Notenbank hält die Zinsen seit Ende 2008 auf dem historisch niedrigen Niveau von null bis 0,25 Prozent. Der Euro notierte vor dem Fed-Beschluss leicht höher bei 1,1270 Dollar. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures kaum veränderte Kurse zur Eröffnung.

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Dax-Spitzenreiter waren die Telekom-Aktien mit einem Plus von mehr als zwei Prozent. Der US-Kabelkonzern Comcast hat nach einem Bericht des "Manager Magazins" Interesse an der Tochter T-Mobile US. Zudem ragten Linde mit einem Plus von 1,5 Prozent heraus. Vorstandschef Wolfgang Büchele hatte sich in einem Interview mit der "Financial Times" positiv über den Geschäftsverlauf im April und Mai geäußert.

Die rote Laterne im Dax hielten Lufthansa, die rund zwei Prozent einbüßten. Schon seit Tagen lasten Befürchtungen über die Folgen des Ausbruchs der gefährlichen Mers-Krankheit in Südkorea für die Reiselust der Verbraucher auf den Titeln. Auf der Verliererseite fanden sich mit einem Abschlag von 1,2 Prozent erneut Henkel wieder. Weil dem Konsumgüterkonzern im Rennen um den Shampoo-Hersteller Wella das Aus droht, hatten die Aktien schon am Dienstag bei vielen Anlegern auf den Verkaufszetteln gestanden.

Die Aussicht auf eine steigende Dividende trieb die Anleger in Paris in die die Aktien des französischen Spirituosen-Herstellers Remy Cointreau, die in der Spitze um 9,2 Prozent zulegten.

Reuters